Archiv der Kategorie: Draußen

Unterwegs im Wittelsbacher Land

An die dreizehn Jahre war ich im Außendienst unterwegs. Das ist jetzt schon eine ganze Weile her, aber dennoch kommt es immer wieder vor, dass ich über Gegenden stolpere, die an meinen ehemaligen Reiserouten liegen.

Wir kennen das vielleicht alle ein bisschen, man fährt eine bestimmte Strecke und registriert so aus dem Augenwinkel eines dieser braunen Hinweisschilder auf eine Sehenswürdigkeit am Wegesrand. Erst sieht man nicht wirklich hin, aber über die Jahre wird es bewusst und der Gedanke „ein Abstecher dorthin wäre mal nett“ formiert sich. Nun gab es bei mir etliche solcher Sidestep-Ideen, u.a. das Technik-Museum Sinsheim, gleich neben der A6, ein Langzeit-Projekt seit meiner Kindheit, oft gesehen, nie besucht, gleiches gilt für die ‚Urweltfunde Holzmaden‘ an der A8.

Heute nun wollte ich endlich mal wieder mit Barbara zum Wandern gehen, eine kleine Tour, ohne viel Aufwand, mit Einkehrmöglichkeit, nicht zu weit von Augsburg weg. Wir hatten mehrere Ideen, unter anderem das Sisi-Schloss in Unterwittelsbach. Da wollte ich schon Wittelsbacher Land 6.2.16 066immer mal hin. Dazu gibt es nämlich an einer meiner früheren Hausstrecken ein kleines braunes Hinweisschild. Und zufällig eine schöne 12km-Rundwanderung „Auf den Spuren des Zither-Maxl“.

Ich gestehe, mit der bayerischen Geschichte, ach mit der Geschichte der diversen Königshäuser generell, kenn ich mich nicht wirklich aus. Dennoch, oder gerade deswegen, finde ich es spannend im Rahmen einer kleinen Wanderung durch historisch bedeutsame Gegenden, mehr zu erfahren und sozusagen im Vorbeigehen Neues zu lernen.

Ausgangspunkt der Wanderung ist der Parkplatz am Sisi-Schloss, das leider nur von Mai-Oktober für Besichtigungen geöffnet ist. Naja, zugegeben, ansonsten verirrt sich wohl kaum jemand hierher. Der erste Teil des Rundweges führt uns nicht so attraktiv auf dem Radweg entlang der viel befahrenen B300 bis zum Ort Kühbach. Hier wird man überrascht von der schönen Anlage des Schlosses Kühbach, das in seinen Anfängen ins 11. Jahrhundert zurück reicht, in den Besitz der Wittelsbacher überging und 1831 von Herzog Max – genau, dem Zither-Maxl, Vater der durch Film und Romy Schneider bekannten Kaiserin Elisabeth, genannt Sisi – erworben wurde. Heute in Privatbesitz kann man nur einen Blick darauf werfen, was wir ausführlich getan haben 😉

Wittelsbacher Land 6.2.16 019Hat man Kühbach hinter sich gelassen, geht es entlang Feldern und Wiesen in den Wald. Und ja, für einen 6.Februar ist es eindeutig zu wenig winterlich, ziemlich grün und bei 13 Grad kommt man doch schon ins Schwitzen.

Wittelsbacher Land 6.2.16 015 Wittelsbacher Land 6.2.16 065Die Wegbeschreibung sagt ‚an der Kreuzstraße rechts gehen‘, was Wittelsbacher Land 6.2.16 027wir natürlich gemacht haben, war unser nächstes Ziel schließlich die nach zwei Stunden wandern wohlverdiente Mittagsrast im Waldgasthof Burghof in Oberwittelsbach.

Ja, man weiß, dass Landgasthöfe meist gutes Essen zu zahlbaren Preisen bieten, aber so ein leckeres Mittagessen hatte ich nicht erwartet. Okay, über die eindeutig Wittelsbacher Land 6.2.16 036Jagd-betonte Dekoration könnte man streiten, aber irgendwie erwartet man das doch im Wittelsbacher Land, Heimat von Sisi, oder?

Die Schlosskirche in Oberwittelsbach wird gerade renoviert, womit unsere letzte Wittelsbacher Land 6.2.16 033Chance, irgendeines der historischen Denkmäler der Gegend von innen zu sehen, dahin ging. Machte aber nichts, die letzten zwei Kilometer durch den Wald waren schön und man hat sich was Nettes zu Information und Unterhaltung der Wanderer ausgedacht.

Zwischen Ober- und Unterwittelsbach haben Künstler Skulpturen an verschiedenen Stationen aufgestellt, die historische Begebenheiten darstellen. Ich finde das eine super Idee, die Skulpturen ziemlich gelungen und die kurzen beschreibenden Texte recht informativ.

Perspektivwechsel
Perspektivwechsel

Wittelsbacher Land 6.2.16 045Wittelsbacher Land 6.2.16 042 Wittelsbacher Land 6.2.16 041

Jetzt wissen wir, warum er Zither-Maxl heißt, der Herzog Max von Bayern
Jetzt wissen wir, warum er Zither-Maxl heißt, der Herzog Max von Bayern

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Zum Abschluss wurde dann doch noch ein näherer Blick aufs Unterwittelsbacher Wasserschloss geworfen, unter den gestrengen Augen von Herzog Max und seiner Gattin Ludovika 😉

Wittelsbacher Land 6.2.16 059 Wittelsbacher Land 6.2.16 060 Wittelsbacher Land 6.2.16 062

Es herbstelt oder eine Hommage an die Jahreszeiten

Wir haben dieses Phänomen jedes Jahr, es herbstelt. Und jedes Jahr freue ich mich darüber. Der Herbst in unserer Hemisphere ist eine tolle Jahreszeit, und das allem voran aus Gründen der Farbenvielfalt.

Herbst 2015Überhaupt, stelle ich jedes Jahr aufs Neue fest, das ich ein Jahreszeiten-Fan bin. Vor vielen vielen Jahren habe ich einen Herbst und Winter bei uns ‚ausgelassen‘ und bin durch Australien gereist. Auch dort bin ich gegen Ende der Reise in den Herbst gekommen und sogar ein wenig in Kälte auf dem Mount Kosciuszko, Herbstfärbung und -stimmung kamen aufgrund der eher Eukalyptus-geprägten Vegetation aber nicht auf. Zurück in Augsburg wurde mir bewusst wie sehr ich diese beiden Jahreszeiten – wenn auch nur dieses eine Mal – vermisst habe.

Herbst 2015
Am Stempflesee im Augsburger Siebentischwald

Natürlich höre ich die Unkenrufe, dass wir ja eigentlich gar keine echten Jahreszeiten mehr haben, die Sommer (mit Ausnahmen) nass und trübe, laue Sommerabende gehören Erzählungen aus früheren Zeiten an. Die Winter, mit Ausnahmen, ebenso nass und trübe, darüber hinaus kalt und düster, an sonnige Schneetage erinnern sich … hm, meistens nur die ‚in die Berge‘-Geher, und die auch nicht immer.

Frühling und Herbst sind sowieso zu kurz und wegen der seltsamen Temperaturen auch nicht mehr das was sie mal waren.

Herbst 2015Ich gebe zu, seit ich regelmäßige Besucherin im Fußballstadion bin, dauert der Winter gefühlte achtzig Prozent der Saison, man friert eben schnell bei zwei Stunden relativen Stillsitzens (bei Mannschaften mit höherer Torfrequenz mag das anders sein 😉 ).

Herbst 2015Die Langstreckenwanderungen über das Jahr verteilt haben mir wieder eine neue Perspektive auf den kausalen Zusammenhang zwischen Jahreszeit, Wetterverhältnis, Bekleidung und den inneren Schweinehund eröffnet. Konsequent im Januar beginnend, uns an die vereinbarten Wochenenden haltend, auch wenn die Wettervorhersage öfter mal zu erstaunten ‚ihr werdet doch die Wanderung absagen, oder?‘-Bemerkungen führte, konnten wir feststellen, dass es draußen meist nicht so schlimm kam wie befürchtet. Oft genug entwich uns der Satz ’super, dass wir losgegangen sind, es war ein wunderschöner Tag, eine tolle Wanderung‘.

Herbst 2015
Zwischen den Bäumen lugt ein traumhafter Biergarten, das ‚Parkhäusl‘, heraus – auch an Winterwochenenden geöffnet!

Es ist unglaublich faszinierend den Verlauf der Jahreszeiten auf ausgedehnten Wanderungen durch die Natur zu erfahren. Jeder Monat, jede Veränderung hat ihren eigenen Reiz und Schönheit findet sich auch in kleinen Entdeckungen am Wegesrand. Wenn man sich allen Unbillen zum Trotz auf den Weg macht, sich den ein oder anderen Kilometer durch Wind und Wetter auch mal erkämpfen muss – nein, nicht alles ist reines Zuckerschlecken, es gibt genauso Frust und Jammern – entsteht eine Zufriedenheit, die mit wenig zu vergleichen ist.

Ich mag sie alle, unsere Jahreszeiten, den Herbst vielleicht ein bisschen mehr als die anderen und der Winter gewinnt das Rennen gegen den Sommer, aber das Tolle ist ja, wir reden hier von einem (noch) immer wiederkehrenden Kreislauf.

Ähm, nur mal leicht abgeschweift. Eigentlich wollte ich hier und heute über den Stadtwald südöstlich an Augsburg angrenzend schreiben, nachdem ich am gestrigen wunderschönen Herbsttag einen kleinen Radelausflug dorthin (inklusive Kamera) unternommen habe und überwältigt wurde von den Farben, die im Sonnenlicht zur Geltung kamen. Und eigentlich wollte ich hauptsächlich ein paar Bildchen unterbringen.

Hochablass, Wasserwerk am Lech
Hochablass, Wasserwerk am Lech

Nun denn, eine Hommage an unsere vielseitigen Jahreszeiten war längst überfällig :-). Freuen wir uns also auf die Sonnenseiten des Winters, vergessen nicht, dass der nächste Frühling kommen wird und retten uns mit der uns nachgesagten Gemütlichkeit, ein paar guten Büchern, Glühmarktbesuchen und Bewegung an recht frischer Luft über die trübsten der Wintertage hinweg.

Einer paddelt immer - im Eiskanal, Augsburgs Kanustrecke
Einer paddelt immer – im Eiskanal, Augsburgs Kanustrecke
Der Lech zur blauen Stunde
Der Lech zur blauen Stunde

 

Wanderung von Immenstadt mit kleinen Umwegen

ImmenstadtDer 3. Oktober 2015 war ein traumhafter Wandertag. Klar, dass das nicht nur uns aufgefallen ist. Und wenn man sich eine beliebte Tour im Allgäu mit Ausgangspunkt Immenstadt (hervorragend mit der Bahn von Augsburg aus erreichbar) aussucht, auch klar, dass kleine Karawanen unterwegs sein werden.

Das hindert einen aber überhaupt nicht daran, den Weg, die Landschaft, die Berge, die Ausblicke, schlicht das Draußensein  zu genießen.

Gemütlich um 8:30 ging es in vollem Zug in knapp eineinhalb Stunden nach Immenstadt.

Und da wir zwei, Wanderfreundin Barbara war dabei, dieses Jahr so gar nicht in Schwung gekommen sind, die Kondition enorm zu wünschen übrig lässt, haben wir uns entschlossen mit dem Sessellift hinauf auf den Mittag zu fahren. Oben begrüßte uns die Sonne, während auf dem gegenüberliegenden Allgäuer Hauptkamm noch der Nebel waberte.

ImmenstadtWie viele andere an diesem Traumtag führte unser Weg über die Nagelfluhkette in ca. einer Stunde zum Gipfel des Steineberg. Kurz Immenstadtvor dem Gipfel erwartet den geübten Wanderer die ‚Himmelsleiter‘, die schnell hinauf zum Gipfelkreuz führt.

Okay, man kann diese Stelle auch umgehen (allerdings auch nicht ganz ohne, da recht abschüssig und rutschig) und auf schmalem Pfad den Berg umrunden.Immenstadt

Oben empfängt einen ein unerwartet großes Wiesenplateau, auf dem sich die Menschenmassen recht gut verteilen und das zur noch nicht ganz verdienten Mittagsrast einlädt. Den Panaoramblick gibts gratis dazu 😉 .

Immenstadt Der Weg führt weiter in munterem Auf und Ab über einen Grat mit einigen Drahtseilversicherten Stellen – nicht schwierig, aber Immenstadt Trittsicherheit und keine Höhenangst voraussetzend – bis zum Stuiben. Da wir einen Rundweg mit Abstieg Richtung Alpsee geplant haben, entschieden wir uns gegen einen Aufstieg zu diesem Gipfel – den man aber leicht einbauen kann, auch hier wieder mit ‚Himmelsleiter‘ – und stiegen ab zur Gundalpe.  Immenstadt

Schon klar, dass hier auf einem Sonnenplätzchen Kaffee und Kuchen fällig sind 🙂 .

Blick hinauf zum Stuiben
Blick hinauf zum Stuiben

Unser Plan sah nun vor über die Mittelbergalpe, das Naturfreundehaus Kemptner Hütte und die Gschwenderbergalpe zum Alpsee abzusteigen. Alles in allem wäre das dann eine wunderschöne ca. 4-Stunden-Wanderung geworden, die ich wirklich empfehlen kann. Mit der Gschwenderbergalpe hat man dann die älteste Alm des Allgäus besucht.

Unsereins war – und da liegt die Verantwortung voll bei uns, auch wenn die Beschilderung ein wenig zu wünschen übrig ließ, da wir unterwegs auf weitere ‚Irrläufer‘ stießen – einfach zu nachlässig, in die Karte zu schauen. Wer mich kennt weiß, dass ich eine Kartenliebhaberin bin und eher zu oft als zu wenig in selbige hineinschaue, dieses eine Mal haben wir das aber versemmelt. Letztlich alles kein Drama und wie Barbara es so schön formulierte, das Tolle an uns beiden ist, dass keiner dem anderen Vorwürfe macht und letztlich, nachdem der erste Frust überwunden ist, das Beste aus der Situation machen und die positiven Aspekte übrig bleiben.

Immenstadt Immenstadt

Kurz hinter der Mittelbergalpe verzweigt sich der Weg. Wer oben genannte Tour gehen möchte, muss Richtung Naturfreundehaus nochmal kurz aufsteigen. Wir sind falsch abgebogen und haben uns Richtung ‚Alpsee Bergwelt‘ orientiert. Der Weg geht wunderschön sachte durch den Wald bergab bis man nach 20min an eine weitere kleine Abzweigung kommt. Rechts steil bergauf oder weiter geradeaus bergab. Wir dachten ja, es muss weiter bergab gehen und sind auf dem Hauptweg geblieben. Nach ca. 15min wurden wir stutzig und zu unserem großen Glück kamen uns zwei Wanderer entgegen, die auch falsch gelaufen waren. Dieser Weg führt weit weg in ein anderes Tal. Leicht vor uns hin schimpfend sind wir also wieder zurück zur letzten Abzweigung. Da wir nicht mehr den ganzen Weg bis zum Naturfreundehaus zurück wollten, haben wir uns für den ‚Abstieg‘ über die Bärenfalle und die Spiele- und Kletterwelt Alpsee Bergwelt entschieden.

Schon leicht frustriert und wieder nicht richtig in die Karte schauend mussten wir vor dem eigentlichen Abstieg erst noch einmal ca. 200 Höhenmeter über einen Bergrücken aufsteigen bis zum traumhaften Aussichtspunkt Eckhalde. Wie erwähnt, der Vorteil  unserer sonnigen Gemüter ist, dass wir das neu Erlebte genießen können. Tatsächlich kann ich auch diesen Weg empfehlen (abzüglich des kleinen Umweges). Der Aufstieg durch den Wald war richtig schön und die Aussicht Richtung Westen in die sanften Hügel des Allgäu ein lohnender Abschluss dieses unerwarteten Verlaufens. Die Tour verlängert sich um ca. 1 Stunde auf insgesamt 5 Stunden.

ImmenstadtDass uns nach kurzem steilen Abstieg am Ende noch ein Sessellift die letzten Höhenmeter bergab erspart, war ein Bonbönchen, das wir gerne mitnahmen – schließlich haben wir uns ja um die zweite Kaffee-Rast auf der Gschwenderbergalpe betrogen! Dass wir dann noch im Sessellift sitzend den letzten Bus nach Immenstadt wegfuhren sahen, war ein herber Rückschlag. 9km hatten wir nicht mehr in den Knochen. Zu unserem großen Glück hat uns ein nettes Paar im VW Bus zum Bahnhof nach Oberstaufen mitgenommen, so dass der Tag am Ende von zwei müden aber rundum zufriedenen Wandersfrauen beendet wurde.

Blick auf den Alpsee aus dem Sessellift Alpsee Bergwelt
Blick auf den Alpsee aus dem Sessellift Alpsee Bergwelt