Unwillkommenes Ende einer Urlaubsreise

Nein, so war das nicht geplant. Eigentlich sollte hier und heute die schöne Geschichte unseres inzwischen jährlichen Geschwisterurlaubs geschrieben werden. Das wird sie auch noch, aber der Urlaub nahm für mich ein leider nicht so schönes Ende und das muss ich jetzt mal loswerden.

Und nein, jammern ist sonst so gar nicht mein Fall, im Moment ist mir allerdings ein kleines bisschen danach und ich werde mich dem hingeben. Oder seht es einfach als Bericht darüber, was mir so widerfahren ist und mich gewaltig nervt.

Wir hatten einen wirklich schönen Urlaub auf Rügen, der Bruder und ich. Ein wenig hat es mich im Ischias gezwickt, allerdings nicht so schlimm, dass ich mir Gedanken gemacht hätte. Nach Rügen gönnten wir uns noch einen kurzen Abstecher in Hamburg und dann ging es auf die weite Fahrt zu unseren Eltern nach Trier.

Inzwischen zwickte es vom Rücken über den Oberschenkel etwas mehr, aber immer noch ohne größere Besorgnis. Mittwoch nachmittag, auf dem Weg vom Heim meiner Eltern in Richtung meines Hotels in Trier, knickten mir die Beine weg. Und zwar ziemlich dramatisch. Mit ziemlich viel Erschrecken verbunden. Eine junge Frau sah mich straucheln und kam mir zu Hilfe. Sie war es auch, die den Notarzt rief und während des Wartens bei mir blieb. Es stellte sich heraus, dass sie Schwesternschülerin im nahe gelegenen Krankenhaus war.

Der Rettungsdienst brachte mich in die Notaufnahme und stellte unterwegs schonmal die vorläufige Diagnose ‚was mit der Bandscheibe‘. Na super.

Es war ca. 17.00Uhr und die Notaufnahme rappel voll. Ich würde jetzt gerne eine ordentliche Tirade zu diesem Krankenhaus und die Handhabe in der Notaufnahme ablassen, einen gewissen Teil tragen zu der miesen Situation aber ganz sicher auch die Patienten bei, die sich eher in eine Notaufnahme begeben statt zu ihrem Arzt. Vielleicht hat das allerdings auch etwas damit zu tun, dass es in einer Stadt wie Trier nahezu unmöglich ist für bestimmte Fachärzte zeitnahe Termine zu erhalten.

Nun denn, trotz Einlieferung im Notarztwagen muss man sich – so einem nicht offensichtlich ein Körperteil abfällt – einreihen in die Menge der wartenden Patienten. Aufnahmeformalitäten, Blutabnahme und EKG waren schnell erledigt und dann beginnt das Warten. Vier Stunden später dann die erste Untersuchung durch einen Neurologen. Große Erleichterung, dass es sich nicht um einen Schlaganfall handelt, kam nicht auf, weil es sich danach nicht angefühlt hat.

Der Neurologe war mit seiner Diagnose schnell fertig, nun sollte ein CT gemacht und die Neurochirurgin hinzugezogen werden. Dass letztere noch mindestens zwei Stunden im OP beschäftigt war, hat mir die Laune nicht wirklich verbessert. Inzwischen war es kurz vor 23.00 Uhr, meine Schmerzen und Verunsicherung durch das lange Warten auf unbequemen Stühlen, beschallt von einer Endlosschleife Nachrichten auf N-TV, nicht gerade gelindert.

Nach und nach leerte sich die Notaufnahme und mit mir verblieb eine Patientin, die bereits eine Stunde vor mir angekommen war. Irgendwie hatten wir beiden das Gefühl, wir seien vergessen worden. Nach vorsichtigem Nachfragen bei der Aufnahmeschwester, ob sich denn noch etwas bewegen würde bezüglich der Neurochirurgin, meine Schmerzen würden durch das unbequeme Sitzen schließlich nicht besser, bot man mir ein Schmerzmittel an. Yippie, nur knappe sechs Stunden nach Einlieferung.

Da ich seit mittags nichts gegessen hatte, es dort noch nicht mal einen kleinen Snackautomaten gab und mein Magen sowieso schon mit Übelkeit kämpfte, erbarmte man sich und organisierte zwei Scheiben Brot von – woher auch immer. Schwesterlich wurde das Brot mit der anderen – auch nicht mehr so ganz geduldigen – Patientin geteilt. Zumindest hatten wir zwei uns gefunden und uns mit Plaudereien vom Verzweifeln abgehalten. Nie hat ein trockenes Brot so gut geschmeckt 😉

Unglaublich aber wahr, um 1 Uhr – ja, ich habe einen kompletten achtstündigen Arbeitstag in der Notaufnahme verbracht – kam die Neurochirurgin, um mir zu sagen, dass man mich dabehalten möchte, um noch weitere Untersuchungen zu machen. Wie bitte??? Ich bat um die Diagnose des CT’s, die mir nicht mitgeteilt wurde.

Und nein, sorry, hierbleiben kommt nicht in Frage. Ich bin hier nicht (mehr) zuhause, ich will hier raus, mein Vertrauen in dieses Krankenhaus ist über die letzten acht Stunden merklich geschrumpft und es wird doch jetzt nachts nichts mehr gemacht. Darf ich bitte endlich in mein Hotel und zumindest noch ein paar Stunden schlafen, bevor ich mir Gedanken mache, wie ich zurück nach Augsburg komme.

Zu guter Letzt bin ich um 1.15 Uhr auf eigenen Wunsch, gegen ärztlichen Rat in ein Taxi gestiegen.

Am nächsten Morgen bin ich zurück in selbiges Krankenhaus, um das angekündigte MRT vielleicht doch noch machen zu lassen. Ich wurde tatsächlich recht schnell von einem Arzt darauf hingewiesen, dass ich meine Diagnose ja hätte (yep, Verdacht auf Bandscheibenvorwölbung mehrerer Bandscheiben im Lendenwirbelbereich), ich das Krankenhaus auf eigenen Wunsch verlassen hätte und alle weiteren Untersuchungen ja nun in Augsburg veranlassen könnte. Echt jetzt? Nur weil ich nicht als viertes Bett in ein bereits besetztes Dreibettzimmer wollte, nachdem man mich 8 Stunden mit Schmerzen und Taubheitsgefühlen in den Beinen hat sitzen lassen. Dankeschön auch.

Laufen konnte ich zu diesem Zeitpunkt praktisch gar nicht mehr, neben dem Taubheitsgefühl kamen nun immer stärker werdende Schmerzen hinzu und an eine Zugfahrt mit umsteigen war nicht zu denken.

Also erstmal zu meinem Bruder und überlegen, was wir tun könnten, ohne den Eltern etwas zu sagen und sie zu beunruhigen. Mein, in diesem Fall bester Bruder von Welt, hat sofort beschlossen mich die 500 Kilometer mit dem Auto nach Augsburg zu fahren. Obwohl er selber seit Jahren mit Bandscheibenproblemen geplagt ist. Vermutlich ein Grund, warum er ziemlich gut nachvollziehen konnte, wie es mir ging. Die Autofahrt war dann mit Beschreibungen, wieviel Schmerzen es geben würde, welche Untersuchungen noch anständen, wie lange eine Regeneration so dauern und alles was sonst an netten Komplikationen so auftreten könnte, mehr oder weniger unterhaltsam ausgefüllt.

Tja, jetzt sitze ich also hier auf meinem voll motorisierten Fernsehsessel, den ich aus dem alten Haus nur mitgenommen habe, weil er viel zu teuer war, um ihn wegzuwerfen, und schreibe meine Geschichte auf. Mein Orthopäde vor Ort war zwar am Freitag auch nicht ganz auf dem Dampfer, aber immerhin hat er mir eine Spritze reingehauen, die die Schmerzen vertrieben hat. Laufen kann man mein Gewackele auf kurzen Wegen durch die Wohnung nicht nennen, aber mein Kopf ist fit und schaut nicht mehr ganz so trostlos auf die nächsten Wochen. Physiotherapie ist bereits arrangiert – wie ich die Treppen aus meinem zweiten Stock runterkrabbel ist ungewiss, aber ich krieg das hin! – und das mit einem MRT werde ich irgendwie auch hinbekommen.

Sieht alles schon wesentlich freundlicher aus als noch vor vier Tagen und mein Optimismus kehrt langsam wieder.

So, über 1000 Worte gejammert, das muss nun für eine Weile reichen. Und versprochen, der Bericht zum Geschwisterurlaub folgt zeitnah.

 

Ein Gedanke zu „Unwillkommenes Ende einer Urlaubsreise“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.