In der letzten Woche fand eine Reihe an stARTcamps statt und ich wollte mal wieder an einem teilnehmen. Also habe ich mich auf den Weg nach Bonn gemacht, zum stARTcamp Köln-Bonn, das dieses Jahr mit der Bundeskunsthalle nicht nur eine tolle Location, sondern darüber hinaus auch Sponsor hatte. Ein dickes Dankesschön für den tollen Veranstaltungsort!
Die Frage „lohnt es denn so weit für ein stARTcamp zu fahren?“ wäre vor fünf Jahren, als ich anfing zu solchen Veranstaltungen zu gehen, nicht gestellt worden. Heute wird sie. Und sie ist inzwischen berechtigt. Noch vor ein paar Jahren – ja, so lange ist das noch nicht her – kamen aus allen Richtungen die Leute geströmt, da war das Thema ‚digitaler Aufbruch‘ im Kulturbereich völlig neu, ja fast revolutionär zu nennen.
Nicht dass ich jemals in irgendeinem öffentlichen Kulturbereich gearbeitet hätte, mich hat einfach die Thematik interessiert, mich hat interessiert welche Entwicklungen es gibt, was mich als ‚Konsument‘ noch alles so erwartet. Und auch, mit was Kulturschaffende konfrontiert sind in ihrer täglichen Arbeit, denn es hätte ja sein können, dass es mich mal dorthin verschlägt, man weiß ja nie.
stARTcamps waren geprägt von einer spannenden inhaltlichen Vielfalt. Man war hin und her gerissen zwischen Sessions zu allen nur denkbaren Aspekten im Kulturbereich, inklusive der Klärung vieler technischer oder rechtlicher Fragen. Ist das heute noch so? Da ich lange auf keinem stARTcamp mehr war kann ich die Frage nicht objektiv beantworten. Subjektiv habe ich auf einen kompletten Session-Slot verzichtet, weil mich kein Thema angesprochen hat. Selbstkritisch fasse ich mir auch an die eigene Nase, denn ich habe noch nie selber eine Session angeboten.
Zurück zum stARTcamp Köln-Bonn. Auffällig inzwischen der eher lokale Bezug. Besucher aus entfernteren Städten sahen sich dann doch oben erwähnter Aussage gegenübergestellt „…von so weit kommst du extra hierher…“.
Meine Entscheidung für Bonn war eine sehr bewusste und eine sehr persönliche, die eng mit den Anfängen meiner Barcamp-Besuche verbunden ist. Deshalb wird mein Fazit, aller inhaltlich kritischen Einstellung zum Trotze, positiv ausfallen. Eben weil es persönlich ist.
Aber kommen wir kurz zum eigentlichen Kern eines Barcamps, den Sessions. In den Tag gestartet bin ich mit Barbara, die in einer unterhaltsamen und einführend lehrreichen Session mit uns ein schnelles ‚Orchester für Arme‘ auf die Beine gestellt hat. Großer Spaß und die Erkenntnis, dass mit kleinen Dingen Großes erreicht werden kann, wenn man einfach mal ‚macht‘.
Da ich in meinem Job inzwischen nicht mehr so sehr mit Neuerungen im technischen Bereich bzw. der IT-Branche konfrontiert bin, war die zweite Session für mich besonders spannend. Ich habe Calliope kennengelernt. Maxim Loick hat uns nicht nur das Projekt vorgestellt, sondern auch ein paar Boards mitgebracht und gezeigt, wie die einfache Programmierung funktioniert. Was für ein cooles Projekt. Coding in der Grundschule, da schrecke sogar ich nicht vor dieser kleinen Platine zurück. Unbedingt weiter verfolgen, wenn Anfang 2017 im Saarland als Pilotprojekt die Grundschüler damit ausgestattet werden.
Nach ausgedehnter und verlängerter Mittagspause mit Kaffeesession in kleiner Runde gabs eine kleine Diskussionsrunde zum Thema ‚persönlich und/oder privat im Netz‘, bei der wir uns in die Kinderecke des Museums lümmelten. Irgendwann stellten wir fest, dass Kinder mit unserem Lümmeln nicht einverstanden waren und lieber für ‚Ordnung‘ sorgten 😉
Zum Abschluss – und das hat riesigen Spaß gemacht – hat Wibke uns alle, ein paar Museumsbesucher und Angestellte zu einer Mannequin Challenge arrangiert. Übrigens in der empfehlenswerten Ausstellung ‚Touchdown‚, über und mit Menschen mit Down-Syndrom. Leider hat das Filmen vom Fotografen nicht funktioniert und so gibt es keine echte Dokumentation darüber. Tatsächlich finde ich das nicht so schlimm, das Mitmachen, die Tatsache, dass wir alle zusammen am Ende eine gemeinsame Session abgehalten haben und Spaß dabei hatten, ist eher entscheidend.
Das Fazit. Ja, ich gestehe das jetzt hier mal in aller Deutlichkeit, inhaltlich hat sich das stARTcamp für die lange Anreise, die Übernachtung usw. nicht gelohnt. Dafür waren die Themen der Sessions nicht tiefgehend genug, denn ich bin, da nicht im Kulturbereich arbeitend, eher an neuen Entwicklungen für mich als Kultur-Konsumentin interessiert und weniger an ‚wie händle ich diese oder jene Aufgabe in meinem Arbeitsfeld‘. Ich kann aber auf der anderen Seite die Frage „habe ich erwartet, dass es sich inhaltlich lohnt?“ ganz klar mit „nein“ beantworten. Meine Motivation nach Bonn zu fahren war eine ganz andere, was die inhaltliche Kritik dann irgendwie nichtig erscheinen lassen mag.
Oder eben auch nicht. Vielleicht bricht sich ein stARTcamp jetzt eben runter auf den Austausch zu Thematiken, die die jeweilige (Kultur-)Institution (das Museum, das Theater, die Bibiothek, das Orchester…) im einzelnen betreffen und bewegt sich mehr auf lokaler Ebene?
Ich für meinen Teil wollte gerne am stARTcamp Köln-Bonn teilnehmen, weil es eine schöne Gelegenheit war, ein paar der Menschen zu treffen, die ich bei früheren Veranstaltungen kennenlernen durfte. Für mich entscheidend dieses Mal war eben nicht der inhaltliche Aspekt, sondern der soziale. Das wirklich Schöne an der stARTcamp-Familie ist das persönliche und daraus resultierende digitale Vernetzen. Es ist eine wunderbare Gelegenheit mit über die Jahre entstandenen Kontakten eine ‚Cafesession‘ abzuhalten, und sei es auch nur für eine knappe Stunde in diesem Jahr. Genauso ist es immer wieder schön zu sehen, dass es viele ‚Ersttäter‘ gibt und und neue Kontakte entstehen. Das macht eine Vernetzung zu einer echten. Und das sollte auch eine kleine Reise wert sein. Denn persönliches Kennenlernen ist letztlich das, was uns einen lebendigen Austausch ermöglicht.
Deshalb: danke an die ganze stARTcamp-Familie, vielen Dank an Johannes und Sascha, dafür, dass ihr den Staffelstab von den Herbergsmüttern übernommen und mit der Bundeskunsthalle Sponsor und Veranstaltungsort unter einen Hut bringen konntet.
Ich für meinen Teil hatte ein schönes, gelungenes Wochenende in Bonn und Köln.
In diesem Sinne: ALLES GUTE und bis zum nächsten Mal 🙂
Einen kritischen, ausführlichen Bericht aus dreierlei Sicht haben übrigens die drei Herbergsmütter verfasst, der sehr lesenswert ist.
…und noch mehr zu lesen gibt es auf der stARTcamp Köln-Bonn-Seite, hier werden Beiträge, storifys, Filmchen usw. gesammelt.
Ein Gedanke zu „stARTcamp Köln-Bonn 2016 – ein persönliches Fazit“