Keine Reise, viel Verständnis, Claudia plaudert wieder

Es war ruhig hier. Nein, tatsächlich komplett still. Volle sechs Monate hat Claudia nicht mehr geplaudert.

Warum? Keine Ahnung. Luft raus. Das ist manchmal so.

Als ich vor 9 Jahren mit dem Bloggen hier anfing, war der Grund eine Reise. Dann kam noch eine Reise. Irgendwann kam das Wandern hinzu und über die Jahre viele andere Themen. Es wurde auch persönlicher.

Im Oktober 2019 habe ich, eben weil ich einen Anstoß suchte, noch einmal ein Schreibseminar bei Amelie Fried und Peter Probst besucht. Nur ein kurzes, dafür umso intensiveres, Wochenende. Es war wieder super mit den beiden, hat mir persönlich viel gebracht, Spaß gemacht, der erhoffte  Schreibschub ist ausgeblieben.

Dann dachte ich, der Jahresanfang, 2020, wie toll, das wird es. Ich hatte Ideen für Blogposts, dachte daran das 4aus7 wieder zu beleben, hatte sogar schon Fotos zusammen gestellt – nichts.

Nun also. Ich könnte noch einiges an Schreib-Failures aufzählen, aber ihr, die ihr hier schon gelesen habt, kennt mich, ich habe es nicht so mit lamentieren.

Ich nutze also die Gelegenheit hier nach langer Zeit was von mir hören zu lassen, wegen einer Reise. Back to the roots oder eben auch nicht. Denn die Reise hat nicht statt gefunden.Warum muss ich in diesen Zeiten wohl nicht erläutern.

Ich wollte nach Vietnam. Relativ kurzfristig gebucht, noch kurzfristiger – 4 Tage vor Abflug – dann zu meiner inzwischen großen Erleichterung abgesagt. Es sollte eine neue Ecke der Welt für mich werden. Südostasien, Asien überhaupt (meine Reise nach Usbekistan 2017 eine Ausnahme). So viel Begeisterndes ist mir schon zu Ohren gekommen und der beste aller Travel Agents hat sich schon beim Buchen mit mir gefreut. Darauf, wie es mir gefallen würde, meinen Fotos auf den sozialen Kanälen zu folgen, hat mich mit seiner Begeisterung für Land und Leute angesteckt wie kein anderer.

Heute sind wir alle froh, dass ich nicht losgeflogen bin, denn dann würde ich wohl in Hanoi irgendwo in Quarantäne sitzen, da dort alles für Touristen geschlossen wurde.

Es wird also auch hier kein Meckern von meiner Seite geben, sondern eine ordentliche Portion Verständnis.

Und auch hier ein zweites dickes Danke an Andreas vom DER Reisebüro in Augsburg, der diese kurzfristige Stornierung und meine Nervosität souverän und professionell aufgefangen hat und einfach einen super Job macht.

Was dann kam…

…soll hängen bleiben als schöne Eindrücke in einer ansonsten herausfordenden Zeit. Geplant war, vor dem Abflug in Frankfurt noch meine Mutter in Trier zu besuchen, was ich dann trotzdem  getan habe. Ausnahmsweise nicht mit der Bahn, sondern mit dem Auto, um unnötige Kontakte zu vermeiden.

Wir hatten selten so ein entspanntes Wochenende zusammen. Wir haben beisammen gesessen, Zeitung gelesen,  Handarbeiten gemacht, eingekauft und ihr Lieblingsspiel Rummikub gespielt. Sie verliert eigentlich immer, was ihr völlig egal ist. Am Samstag waren wir noch schön gemeinsam mit meinem Bruder im Cafe und haben uns die Sahnetörtchen schmecken lassen. Zurück in der ‚Seniorenresidenz‘, durfte ich sie gerade noch in ihre Wohnung bringen, dann musste ich das Haus verlassen. Seitdem durfte auch mein Bruder und kein Außenstehender mehr hinein. Wir telefonieren jetzt öfter und sie findet das alles ganz in Ordnung. In Krisensituationen läuft meine 94jährige Mutter zu Hochform auf.

Irgendwann wird es schwierig werden, da sie die wöchentlichen Besuche meines Bruders gewohnt ist und sie sonst keine Außenkontakte mehr hat. Aber sind wir ehrlich, wer möchte schon Schuld sein, den Virus in ein Seniorenheim eingschleppt zu haben!

Selten hatte ich an einem Samstag nachmittag so eine entspannte Fahrt über ansonsten recht viel befahrene Autobahnen.

Mein Alternativprogramm für die abgesagte Reise war schnell überlegt, denn es warteten ein paar angekündigte sonnige Frühlingstage im Allgäu nur auf mich. Montag mit gepacktem Rucksack in leerem Zug auf nach Oberstdorf. Im Hotel angekommen, wurde ich quasi gleich wieder nach Hause geschickt, weil alles am nächsten Tag schließen musste.

Ein kleines bisschen grummelte ich vor mich hin, weil man mir das hätte noch mitteilen können und ich dann gar nicht erst angreist wäre.

Aber man stelle sich vor, das wäre wirklich passiert und was hätte ich verpasst.

Ein Traumtag im Trettachtal

Nach dem kurzen Grummeln bin ich also zügig losgestapft in Richtung Trettachtal. Mir durchaus bekannt, ist das doch immer ein netter Ausflug von Augsburg aus. Tatsächlich war ich Ende Januar zum auf-die-Berge-und Schnee-gucken schon hier. Ich wollte mich bewegen und mein Weg führte mich zügig ins Tal rein und nach kurzer Steigung bis zum Christlessee. Der liegt so wunderbar blaugrün klar da, dass es einen in den Zehenspitzen bitzelt einzutauchen.

Gerade noch mit Glück hatte an diesem Tag die Außenterrasse eines Hotels dort auf, mit genügend Platz zum Abstand halten. Ein kleiner Genuß war schon verdient.

In eineinhalb Stunden ging es gemütlich in strahlendem Sonnenschein zurück nach Oberstdorf und auf die Fahrt nach Hause.

Am Ende war es ein unglaublich schöner Tag in den Bergen, den ich sonst nicht gehabt hätte. Es war wenig los und kein Problem Kontakten aus dem Weg zu gehen.

Heute würde ich in keinen Zug steigen und finde es gut und vernünftig, so weit es geht, zuhause zu bleiben.

Christlessee Trettachtal

Nachklapp

Während des Schreibens überschlagen sich ein bisschen die Ereignisse und Meldungen. Inzwischen haben wir Ausgangsregelungen, die ich persönlich völlig in Ordnung finde und auch einhalte.

Klar könnte man meinen, so einen Text muss man gar nicht erst veröffentlichen, wo uns doch so ganz anderes durch den Kopf geht. Mir ist das wichtig. Das sind die kleinen Fluchten, die uns erinnern, dass es wichtig ist, an Schönes zu denken und sich darauf zu freuen, wenn es wieder möglich ist.

In den letzten Tagen habe ich mich immer mal mit unterschiedlichen Leuten unterhalten, dass mir das zu Hause rumhängen und alleine sein eigentlich nicht schwer fallen sollte. Ich gehe schon so lange freiwillig und gerne auch mal alleine in die Berge oder fahre 5000km alleine durch die USA.

Und genau das ist der Punkt. Ich mache das freiwillig. Jetzt wo ich es tun muss, macht es so gar keinen Spaß.

Ich bin gespannt, wie und ob wir unser Verhalten, unsere Eigenheiten, unsere Gewohnheiten anders einschätzen  und vielleicht ändern werden. Mir würde das gefallen.

 

 

 

 

 

2 Gedanken zu „Keine Reise, viel Verständnis, Claudia plaudert wieder“

  1. Wie schön, dass du wieder etwas geschrieben hast! Ich dachte mir schon, dass du nicht fahren konntest. Mir geht es auch so, schöne Erlebnisse sind noch viel wertvoller als früher . Danke für den Text, schreibe bitte weiter!

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