Archiv der Kategorie: Kunst und Kultur

documenta 14 – Kassel 2017, eine sehr persönliche Sichtweise

Die 14. documenta in Kassel läuft noch bis 17.September 2017, es bleibt also noch ein wenig Zeit hinzufahren. Während ich vor kurzem dort war, bin ich gefragt worden, ob sich ein Besuch lohnt.

Hm. Und hier beginnt es nun sehr subjektiv zu werden, mein ganz eigener persönlicher Eindruck. Ich kann nicht sagen ja oder nein, nur sagen, wie es mir gefallen hat. Von einer, die auszog das Event documenta nicht zu verpassen, weil sie positive Erfahrungen von Nr. 12 und 13 (die gleich mit zwei Besuchen) in Erinnerung hatte. Von einer, die sich nicht Kunsterfahren nennen kann, sondern lediglich Freude und Interesse daran hat Neues zu entdecken und den Horizont zu erweitern. Von einer, die unbefangen und ohne Erwartungen, offen für Vieles, die Reise nach Kassel angetreten hat.

Ich hatte natürlich im Vorfeld einiges gehört, von Leuten, die schon dort gewesen sind, Positives wie Negatives. Und ich bin überzeugt, dass meine  Erfahrungen von diesem Jahr einfach sehr persönlicher Natur sind – aber sind Erfahrungen das nicht immer?

Die Ausstellung

Die diesjährige documenta findet überwiegend in Ausstellungsräumen statt, also irgendwo innen, verteilt über die ganze Innenstadt. Ein paar wenige, mit dem Parthenon der Bücher sicher das meist fotografierte und auffälligste Motiv davon, finden sich in Außenbereichen. War beim letzten Mal mit der Karlsaue, Weinberg und Wilhelmshöhe eine Vielzahl der Exponate draußen ‚im Grünen‘, hatte man dieses Jahr nahezu völlig darauf verzichtet.

„What a difference a day makes“

 

Bei der Vielzahl an Ausstellungsorten ist es klar, dass wir an zwei vollen Tagen nur einen Teil sehen konnten. Dennoch haben wir mit Documenta Halle, Fridericianum, Neue Galerie, Palais Bellevue, Grimmwelt, Landesmuseum, unterirdischer Bahnhof und Neue Neue Galerie (yep, kein Tippfehler 😉 ) relativ viel abgedeckt.

Zu viel, um ehrlich zu sein. Aber was will man machen? Mut zur Lücke ist leicht gesagt, wenn man genau weiß, was wo zu sehen ist und wofür man sich vielleicht nicht so interessiert. Das ist auf einer documenta schwer möglich, denn schließlich gibt es an jedem Ausstellungsort was zu entdecken.

Dass es dieses Jahr keine leichte Kost werden würde, war thematisch gesehen, irgendwie zu erwarten. Dennoch hatte ich mir mehr – um eines besseren Ausdrucks verlegen – freundlichere Exponate erhofft. Denn auch wenn das übergeordnete Thema traurig, erschreckend, dramatisch ist, bedeutet es nicht, dass seine Ver-/ Bearbeitung es unbedingt auch sein muss. Manches mag dann zu plakativ herüberkommen, manches in seiner Schrecklichkeit nicht lange zu ertragen sein. Vieles war beeindruckend, einiges zu platt, anderes im Vorbeigehen erhascht, insgesamt – für mich – einfach zu viel.

Besonders schwierig fand ich dieses Mal die Video-Installationen. Auch hier ist mein Eindruck zum Großteil der wenigen Zeit geschuldet. Aber sind wir mal ehrlich, der normale documenta-Besucher wird nicht viel mehr als ein paar Tage dort sein und gerade den Video-Installationen, die teilweise 40min dauern, die nötige Aufmerksamkeit zu schenken ist fast nicht möglich. Mal davon abgesehen, dass – schön für die Veranstaltung – echt viel los war und die Räume wegen zu hohen Andrangs auch mal geschlossen wurden.

Ja, ich habe fotografiert, so wie quasi jeder. Und wie das bei mir so passiert – unterbewusst?? – sind es die eher hellen, freundlichen Sequenzen, die in der Kamera hängengeblieben sind.

Die Documenta Halle war und ist gerne unser erstes Ziel. Sie ist luftig, hell und mit wenigen Exponaten bestückt. Ich finde, der perfekte Einstieg am Morgen. Zudem stand morgens vor dem Fridericianum eine endlose Schlange (warum? Keine Ahnung, gibt es doch genügend Ausweichmöglichkeiten in der direkten Umgebung…), nebenan war es um einiges ruhiger.

Documenta Halle
Ein kleiner Ausschnitt aus einem ewig langen gestickten Wandteppich – sehr beeindruckend
…in seiner Gänze nicht aufs Foto zu bringen
Ja, man muss genauer hingucken, Teil einer Installation, ein gespannter Tesastreifen – ein Detail, das ich faszinierend fand

Nachmittags im Fridericianum war es immer noch ziemlich voll, aber keine Schlange mehr beim Einlass. Allerdings ließ die Aufmerksamkeit schon nach, was vielleicht ein Grund ist, warum alle anderen gleich zu Beginn des Tages diesen sehr großen und gefüllten Ausstellungsort besuchen wollen.

Spaß mit Spiegeln
Absolut kein Spaß, aber trotz seiner klaren Aussage nicht platt – eine Kunst für sich
Politische Diskussionsrunden im Fridericianum

Die Neue Neue Galerie hat mich auch sehr angesprochen, nachdem wir sie dann endlich gefunden hatten – dazu im Fazit noch eine Anmerkung. Leider – auch dazu später noch ein Wort – haben wir nur das Erdgeschoss gesehen, aber die Exponate und Installationen dort sind einen ausführlichen Besuch wert.

Viel besprochen und fotografiert, hatte ich es als ‚platt‘ erwartet. Tatsächlich sind die Rentierschädel ziemlich aussagekräftig
Licht 🙂
… ist das Kunst? Eigentlich nicht, ein Überbleibsel aus der ehemaligen Nutzung als Posthalle, aber dann irgendwie doch wieder im Rahmen der Kunst

Die Neue Galerie, Palais Bellevue und Grimmwelt liegen dicht beieinander und in der Nähe der Weinberg-Terrassen, wo am zweiten Tag die Sonne lockte zum draußen sitzen.

… und Unsinn machen mit Exponaten 😉
“ ich“
Ausschnitt aus „Ein Tag in der Mongolei“
Nach den ansonsten recht dunklen Ausstellungsräumen in der Neuen Galerie, wurde man hier fast geblendet

In der Grimmwelt haben wir uns nicht nur die documenta-Exponate angeschaut, sondern sind ins eigentliche Museum gegangen. Das ist relativ neu eröffnet und richtig toll geworden. Hier hätte ich gut und gerne noch mehr Zeit verbringen können, denn sowohl die Sprach- als auch die Märchenwelt der Gebrüder Grimm sind ansprechend, unterhaltsam und informativ präsentiert. Vormerken für den nächsten Kassel-Besuch!

Im Landesmuseum bestand die Möglichkeit nach oben in den Turm zu kraxeln, was ich natürlich mit Vergnügen gemacht habe, schließlich ist ‚oben mit Aussicht‘ einer meiner liebsten Plätze 🙂

Blick Richtung Herkules-Denkmal

Rahmenprogramm

Überhaupt, oben. Wir hatten ja das große Glück nicht nur die documenta zu besuchen, sondern auch Freunde, die uns rundum versorgten. Die uns nicht nur mit einer Schlafgelegenheit, Speis und Trank beglückten, sondern ein kurzzeitiges kleines Zuhause boten. Gemütliches Beisammensein, langes Plaudern am Morgen und Abend und einem Ausflug in die Natur an unserem letzten Nachmittag – so richtig zum Seele baumeln lassen.

Unser Weg führte uns zuerst hinauf zum Herkules-Denkmal, es folgte eine kleine Spazierrunde, um schließlich irgendwo in der Kasseler Umgebung in einem Aussichtslokal mit Blick, die Reise nach Kassel ausklingen zu lassen.

Fazit

Mein Fazit ist eher gemischt, auch wenn es den Fotos und Beschreibungen nach nicht zwingend so erscheint. Natürlich ist eine documenta an sich harter Stoff. Und ganz bestimmt gab es viel Interessantes zu entdecken, logisch. Aber …

Vermutlich war ich verwöhnt von den beiden vorangegangenen Besuchen der documenta, die mir beide gut in Erinnerung geblieben sind. Ich mochte das abwechslungsreiche drinnen und draußen. Mir persönlich war die documenta 14 zu sehr drinnen.

Ein dunkles, schweres Thema, dunkle Räume mit schlechter Luft und voll gedrängelt, kaum Möglichkeit Exponate in Ruhe anzuschauen, weil es entweder zu voll oder zu stickig  oder beides war.

Die Mischung aus drinnen und draußen hat solche Situationen damals entspannt, da man einfach immer mal wechseln konnte. Wenn es in den Ausstellungsräumen zu viel wurde, ist man eben ein bisschen in der Karlsaue gestromert. Dieses Jahr folgte ein Ausstellungsraum dem nächsten, nur aufgelockert durch die Wege zwischen den Museen oder selbst gewählten Cafe-Pausen. Mein Eindruck mag verschärft worden sein durch das relativ schöne Wetter, das raus lockte und das schwere Dunkel in vielen Räumen vermutlich noch verstärkte.

Fast schon ärgerlich empfand ich die schlechte Ausschilderung, sowohl in der Stadt als auch in einigen Ausstellungsorten. Der Übersichtsplan war unhandlich und enthielt leider nur wenige Straßennamen, was die Orientierung erschwerte. In der Stadt fanden sich – wenn überhaupt – nur unscheinbare und wenige kleine Schilder. So sah man immer wieder Besucher mit dem Plan in der Hand hilflos umherirren, um zum nächsten Ausstellungsort zu gelangen. Schade.

In der Neuen Neue Galerie haben wir zwei Stockwerke komplett verpasst, weil die kleine Ausschilderung im Erdgeschoss zwar den Weg zu den Toiletten zeigte, nicht aber das dahinter liegende Treppenhaus zu den beiden weiteren Stockwerken.

Einen echten Grund dafür kann ich nicht erkennen, außer man wollte die Besucher zu mehr Eigenverantwortung im Auffinden der Exponate erziehen??

Mir wird diese documenta vorerst als die Anstrengenste in Erinnerung bleiben und ich verweise hier ausdrücklich auf meine Worte zu Beginn, das ist hier ein sehr persönlich geprägter Eindruck.

Dennoch, verzichten hätte ich nicht wollen, schließlich bekommt man nur alle fünf Jahre die Gelegenheit zu so einer umfassenden, interessanten, politisch motivierten Kunstschau. Und da bin ich dann doch gerne dabei!

stARTcamp Köln-Bonn 2016 – ein persönliches Fazit

In der letzten Woche fand eine Reihe an stARTcamps statt und ich wollte mal wieder an einem teilnehmen. Also habe ich mich auf den Weg nach Bonn gemacht, zum stARTcamp Köln-Bonn, das dieses Jahr mit der Bundeskunsthalle nicht nur eine tolle Location, sondern darüber hinaus auch Sponsor hatte. Ein dickes Dankesschön für den tollen Veranstaltungsort!

startcamp-koelnbonn-2016-1Die Frage „lohnt es denn so weit für ein stARTcamp zu fahren?“ wäre vor fünf Jahren, als ich anfing zu solchen Veranstaltungen zu gehen, nicht gestellt worden. Heute wird sie. Und sie ist inzwischen berechtigt. Noch vor ein paar Jahren – ja, so lange ist das noch nicht her –  kamen aus allen Richtungen die Leute geströmt, da war das Thema ‚digitaler Aufbruch‘ im Kulturbereich völlig neu, ja fast revolutionär zu nennen. stARTcamp Köln-Bonn 2016 – ein persönliches Fazit weiterlesen

Yaba Daba Doo! – Chorwoche im Bayerischen Wald

Anfang des Jahres hab ich schon mal davon berichtet, dass ich seit einiger Zeit in einem Freizeit-Chor singe und wieviel Freude das macht.

...alles bereit zur Probe...
…alles bereit zur Probe…

Dieses Jahr ging es eine ganze Woche zum Singen in den Bayerischen Wald. Nach St. Englmar zum Wohnen, nach Degenberg zum Proben, um genau zu sein. Letztes Jahr waren wir auch schon dort, aber nur ein langes Wochenende, was einigen zu kurz war – unter anderem mir 🙂

Was nicht daran lag, dass die Singzeit zu kurz kam, sondern das Drumherum. Die Gegend dort ist echt schön, man kann nette kleine Dinge unternehmen und anschauen, und allem voran gibt es unzählige Wanderwege. Letzteres wollte ich dieses Mal unbedingt einbauen, was mir auch gelungen ist. Zu der wunderschönen Tour von St.Englmar nach Degenberg über den Hirschenstein wird es einen gesonderten Blogbeitrag geben.

Zu Beginn der Woche waren wir nur ein kleines Grüppchen Chorwoche Bayer. Wald 2.-8.8 (238)Chorsängerinnen, im Laufe der Woche wuchsen wir auf stolze 24 an, was gruppendynamisch grenzwertig hätte werden können. Und ja, natürlich gibt es kleinere Reibereien und die ein oder andere (ich nicht ausgeschlossen) hatte so ‚ihren Moment‘. Das Schöne an dieser Gruppe ist, – und ich weise einen Großteil dieses Verhaltens der Tatsache zu, dass Menschen, die singen besondere Menschen sind 🙂 – dass man sich wieder verträgt, dass sich alle Unstimmigkeiten auflösen, man einen Weg findet zurück zur Harmonie.

Das Programm war für uns Freizeitsängerinnen ziemlich ordentlich, wurden in dieser knappen Woche insgesamt 29 Lieder unterschiedlichster Art gelernt. Da waren viel harte Arbeit und eine ganze Menge Spaß involviert – kein Wunder, bei so schön gesetzten Liedern wie ‚Jamaica Farewell‘ oder die Jaba Daba Doo-‚Flintstones‘.

Ausflüge kamen, dank der Planung unserer Chorleiterin dieses Mal auch nicht zu kurz.

Chorwoche Bayer. Wald 2.-8.8 (17) Chorwoche Bayer. Wald 2.-8.8 (25)Ein besonderer Ort, kurios, spirituell und vor allem kulinarisch ist „de Oide Wirtsstubn – Das Haus für altertümliche Naturheilkunde“ bei Viechtach. Handauflegen inklusive, Kuchen zum Niederknien und für die Bewegungsfanatiker läd der Wald zu schönen Spaziergängen ein.

Ein eingeplanter halber Tag wurde dem Waldwipfelweg in St. Englmar und – ein besonderes Highlight für viele – dem Haus, das auf dem Kopf steht gewidmet. Ich gestehe, letzeres ausgelassen zu haben, da muss ich mich nun an den lustigen Fotos der anderen erfreuen. Dass der gepriesene Alpenblick für uns an den nächstgelegenen Baumwipfeln endete, war einfach Pech. Dafür gibt es nun stimmungsvolle Nebelbilder ;-).

Chorwoche Bayer. Wald 2.-8.8 (121) Chorwoche Bayer. Wald 2.-8.8 (129) Chorwoche Bayer. Wald 2.-8.8 (153) Chorwoche Bayer. Wald 2.-8.8 (157) Chorwoche Bayer. Wald 2.-8.8 (168) Chorwoche Bayer. Wald 2.-8.8 (170)Alles in allem eine rundum gelungene Chorwoche, bei der das Singen gegebenermaßen im Vordergrund stand, Geselligkeit, Ausflüge, Bewegungsdrang, kommunikatives Miteinander und natürlich riesiger Spaß nicht zu kurz kamen.

Die Planung für nächstes Jahr hat schon begonnen und ich weiß – ungewöhnlicherweise – jetzt schon, was ich in der ersten Augustwoche 2017 vor habe 🙂

An den schönen Tagen wurde im Garten geprobt...
An den schönen Tagen wurde im Garten geprobt…
...und fürstlich gespeist...
…und fürstlich gespeist…

Chorwoche Bayer. Wald 2.-8.8 (257)...der aber auch bei Regen seinen eigenen Reiz hatte...

…der aber auch bei Regen seinen eigenen Reiz hatte…

Chorwoche Bayer. Wald 2.-8.8 (98) Chorwoche Bayer. Wald 2.-8.8 (96)...und einen nicht zu verachtenden Ausblick..

…und einen nicht zu verachtenden Ausblick..

...und jede Menge Natur drumherum ;-)
…und jede Menge Natur drumherum 😉

Chorwoche Bayer. Wald 2.-8.8 (280) Chorwoche Bayer. Wald 2.-8.8 (267)