Archiv der Kategorie: In eigener Sache

Mit 90 in ein neues Zuhause

Warum es hier gerade ein wenig still ist…

Es gibt Dinge, die will man nicht tun. Entscheidungen, die möchte man nicht treffen. Vor allem, wenn man sie nicht für sich selber trifft, sondern für die 90jährigen Eltern.

Die Welt um uns herum scheint irgendwie in der Auflösung begriffen und ich muss gestehen, sosehr mich das schockt, zu tiefst beunruhigt, mir verständlicherweise Angst macht – meine eigene kleine Welt stand in den letzten Wochen und Monaten Kopf. Das tritt dann so in den Vordergrund, dass alles andere nur so nebenbei läuft. Die menschliche Psyche (in diesem Fall meine) kann nur bis zu einem bestimmten Punkt funktionieren, bevor sie komplett dicht macht.

Also lag (und liegt noch eine Weile) mein Fokus bei der Aufgabe: was tun mit unseren 90jährigen Eltern, die immer noch im alten Haus gemeinsam lebten? Zugegeben, ich bin weit weg und habe aus Selbstschutz versucht so viel wie möglich auszublenden. Bei Besuchen geht das natürlich nicht, aber bin ich wieder weg in meiner Welt, dann funktioniert das einigermaßen. Dennoch pocht das Gewissen, allem voran, weil da noch ein Bruder vor Ort ist, der sich um praktisch alles kümmert.

Meine Eltern sind beide geistig topfit, der Körper mag halt schon lange nicht mehr. Es ist schwer gewesen mit ihnen darüber zu diskutieren, dass der Zeitpunkt für einen Umzug in eine Altersresidenz (ich versuche den Begriff ‚Heim‘ zu vermeiden) längst überschritten ist und es im alten Haus mit den vielen Treppen einfach nicht mehr geht. Sie wollten nicht, verständlich, aber wir wollten die Entscheidung über ihren Kopf hinweg auch nicht treffen. Das ist eine harte Entscheidung. Wir hatten oft den Eindruck, dass sie nur darauf warten, dass wir die Dinge ins Laufen bringen, aber wenn es dann konkret wurde – und das wurde es schon vor ein paar Jahren – haben sie doch Gründe herausgekramt, warum ein Umzug nicht in Frage kommt.

Letztlich ging es nun so schnell, dass ich noch nicht in der Lage bin erleichtert zu sein oder es tatsächlich glauben kann. Wir haben eine – wie ich finde – sehr schöne 2-Zimmer-Wohnung mit Küche und Bad inmitten der Stadt gefunden,  in der die beiden schalten und walten können wie sie möchten und dennoch voll betreut sind.

Letzte Woche war der Umzug.

Das gemeinsame Packen war eine emotionale Herausforderung für alle Beteiligten. Das mitzunehmende Hab und Gut passte in 8 Umzugskisten, ein paar eigene Möbel wurden auch mitgenommen.

Völlig überrascht wurde ich von der Disziplin, mit der beide Eltern das Packen mit mir erledigten. So viele Dinge, die sie zurücklassen, die wir Kinder als überflüssigen Balast empfinden. Gepaart mit dem Bewusstsein, dass wir über die Jahre viel zu wenig gesprochen haben, so vieles verloren gehen wird, wir so wenig über das Leben unserer Eltern wissen, wie es war, bevor es uns gab. Beim Aussortieren kamen ein paar Geschichten zu Tage aus den Studienzeiten meines Vaters, die so prägenden Kriegserinnerungen beider. Vielleicht noch nicht zu spät, denn ein wenig Zeit bleibt uns ja hoffentlich noch.

Erst am Tag des Auszuges, als ich abends zurück ins alte Haus bin, der Stress des Packens und Umziehens vorbei war, wurde mir der Schritt so richtig bewusst. Ich bin keine Freundin unseres alten Hauses, ich hänge nicht wirklich dran, aber an diesem ersten Abend im Haus, ohne die in den letzten Jahren immer anwesenden Eltern, war es … leer.

In den nächsten Monaten wird es viele Wochenendfahrten geben, geprägt von viel zu kurzen Besuchen bei den Eltern in ihrem neuen Zuhause und Räumaktionen im alten Haus. Meine Welt wird sich darum drehen, Urlaubstage dafür geopfert werden.

Irgendwann, wenn die beiden sich ein wenig eingelebt haben, möchten wir Kinder noch einmal zusammen verreisen, als kleine Belohnung für uns. Das ist ein schöner Gedanke. Denn letztlich hat uns das als Geschwister noch einmal mehr zusammengeschweißt.

Nachdenken darüber, wie das bei uns im Alter mal werden wird, mag ich nicht, denn all die bürokratischen und finanziellen Belastungen und Hürden kann ein alter Mensch nicht alleine nehmen.

Ich wünsche mir für unsere Eltern, dass sie es schaffen sich in ihrem hohen Alter noch neu einzuleben, ein paar schöne umsorgte Jahre miteinander verbringen und wir beiden Kinder unser Leben mit weniger Sorgen um die Eltern neu starten bzw. weiterführen können.

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Augsburg, 33 Jahre sind lange nicht genug!

Da war er wieder, dieser 1. Mai, im allgemeinen als Tag der Arbeit gefeiert und genutzt zu traditionellen, gewerkschaftlich organisierten Kundgebungen. So auch hier in Augsburg.

Ein kleines Grüppchen von drei Personen hat sich dem entzogen, denn es gibt an diesem 1. Mai noch eine weitere, in persönlicher Betrachtungsweise, bedeutende Tradition, der diese drei frönen müssen.

Es jährte sich heuer nun zum 33. Male, dass die – in ihrem Herzen Augsburg 1.Mai 2016 (22)ihrer Urheimat Trier verbundene – Schreiberin dieser Geschichte ins entfernte bayerische Schwaben zog, um dort heimisch zu werden.  Es hat ein Weilchen gedauert die Sprach- und Mentalitätsbarrieren zu überwinden, aber solch schwerwiegende Veränderungen brauchen eben ihre Zeit.

Erleichtert wurde die ‚Einbürgerung‘ durch ein paar Einheimische, die der Neu-Bürgerin in Brauchtum, Gepflogenheiten und Lebensart mit gutem Beispiel voran gingen und sie in ihre Obhut nahmen.

So kam es denn dazu, dass sich aus einem vermeintlich harmlosen Umzug vom schönen Trier ins auch schöne Augsburg eine Tradition zur Neu-Heimatpflege entwickelte: der Augsburg-Tag am 1.Mai, meinem Umzugstag. Die Historie dieser ‚runden‘ Umzugstagsfeierlichkeiten wurde bereits vor drei Jahren zum 30jährigen Jubiläum ausführlich unter dem Titel ‚Dreißg Jahre Bayern – nicht ganz ernst gemeint‚ dokumentiert und sollte unbedingt nachgelesen werden!

Kunst im Gut in Scheyern
Kunst im Gut in Scheyern

Das diesjährige, nicht ganz runde, dafür umso beschwipstere, 33jährige wurde eher ungeplant auf zwei Tage erweitert. Führte der Weg doch tags zuvor ins Oberbayerische Scheyern zu ‚Kunst im Gut‘. Kunst im Gut 30.4 (1)Und siehe da, hatten sie dort beschlossen gemeinsam mit uns die ’33‘ zu begehen, wäre nicht nötig gewesen, aber gerne angenommen. 😉

Die Sonne lachte, die Stimmung war gut, es 20160430_132829wurde gebummelt, gegessen, ein bisschen eingekauft und abgerundet …

Der 1. Mai zeigte sich leider nicht mehr so sonnig, aber unsere Unternehmungslust war ungebremst. Der Tag wurde, wie es Augsburg 1.Mai 2016 (12)sich gehört, mit einem ordentlichen Frühstück im Schatten des Augsburger Domes eingeleitet. Und weil wir versuchen auch immer etwas einzubinden, das keiner von uns ins Augsburg je gemacht oder gesehen hat, gings anschließend ins Diözesanmuseum. Die Ausstellung über die ‚7 Todsünden‘ klang doch verlockend und eine gute Gelegenheit. Das mit der Völlerei haben wir einfach mal an uns abprallen lassen.

Augsburg 1.Mai 2016 (15)Bevor wir zum eigentlichen Highlight des Tages kommen, war ein Spaziergang durch einen wunderbaren Teil der Stadt auf dem Programm. Ein Ruhepol ist der kleine, zu dieser Jahreszeit besonders bunt blühende Hofgarten, gleich neben der Regierung von Schwaben. Ein hübsches Fleckchen in Augsburg.

Augsburg 1.Mai 2016 (24)Augsburg 1.Mai 2016 (26)Ein Programmpunkt war mir persönlich besonders wichtig, rauf auf

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den Perlachturm. Es ist ein paar Jahrzehnte her, dass ich die 260 Stufen Augsburg 1.Mai 2016 (50)hinaufgestiegen bin, und die Mädels sind tapfer mit. Und auch wenn man heute die Alpen nicht sehen konnte, der Blick über die Stadt ist grandios und die kleine Anstrengung wert.

Blick gen Süden auf Rathaus, Maximilianstraße und St.Ulrich
Blick gen Süden auf Rathaus, Maximilianstraße und St.Ulrich
Nach Norden mit Dom
Nach Norden mit Dom
Nach Westen über den Rathausplatz
Nach Westen über den Rathausplatz

Der Tag wurde langsam kälter und regnerischer, die Heldinnen müde, hungrig und durstig. Was lag näher als im Rathauskeller den Tag zu beschließen, mit dem Vorsatz in Zukunft öfter mal einen Augsburg-Tag zu machen und nicht aufs nächste Jubiläum zu warten 🙂 Mein nächster Programmpunkt ist eine Brauerei-Führung im Riegele!

Schee wars wieder in Augschburg!

Augsburg 1.Mai 2016 (55)

 

Projekt: Ernährung umstellen

Über Essen schreibe ich hier nie. Und im Großen und Ganzen soll das auch so bleiben. Heute geht es mir mehr darum, einen Motivationsartikel zu schreiben.

Ich möchte meine Ernährung umstellen. Dazu brauche ich einen Anstoss, vermutlich eine Menge Zeit, Geduld mit mir selber (keine meiner Stärken) und einen gehörigen Motivationsschub.

Mit diesem Artikel versuche ich mich selber zu überlisten, denn was öffentlich ist, setzt mich vielleicht ein bisschen unter Druck und erhöht meinen Ehrgeiz.

Das Warum der Umstellung ist dabei gar nicht so wichtig, furchtbar ungesund habe ich mich noch nie ernährt und dogmatisch will ich sowieso nicht auf einer bestimmten Ernährungsweise beharren. Aber ich denke, hin und wieder mal etwas verändern tut gut und wenn es der Gesundheit hilft, umso besser.

Natürlich kommt so eine Idee nicht von heute auf morgen, darüber nachgedacht habe ich schon öfter, ein wenig herumprobiert auch, ernsthaft etwas geändert nicht und meist einfach nicht die Energie aufgebracht.

Warum sollte das also jetzt klappen? Keine Ahnung. Vielleicht klappt es auch nicht, angehen möchte ich es dennoch.

Und weil das mit einer Radikalkur ganz bestimmt zum Scheitern verurteilt wäre, habe ich beschlossen in kleinen Schritten vorzugehen. Beginnend mit dem Frühstück.

Das Frühstück ist für mich tatsächlich die wichtigste Mahlzeit am Tag. Ich weiß, dass das bei Vielen nicht so ist, mein Tag aber verläuft ‚grantig‘ wenn ich ohne Frühstück das Haus verlasse. In Zeiten des Pendelns nach München habe ich versucht, das Frühstück zugunsten ein paar Minuten mehr Schlaf auszulassen, nach ein paar Tagen bin ich zum früheren Aufstehen zurückgekehrt. Mal ganz davon abgesehen, dass ich morgens meine ‚Grummelzeit‘ auf dem Sofa brauche, bevor ich mich unter Menschen begeben möchte 😉

Vor ein paar Wochen nun stolperte ich auf einem der unzähligen Foodblogs über eine Empfehlung zu einer amerikanischen Foodbloggerin, die ihre Ernährung (aufgrund einer Erkrankung) komplett umstellte. Deliciously Ella ist ein schicker Blog mit echt vielen tollen Rezepten (wie auf anderen Foodblogs auch, man kann sich darin verlieren). Die Bloggerin, Ella Woodward, hat inzwischen zwei Kochbücher veröffentlicht, die nun auch auf deutsch erhältlich sind. Vor allem das gerade erschienene ‚Deliciously Ella – Für jeden Tag‘ hat es mir angetan.

Gluten-, laktosefrei, vegan ist nichts für mich, aber ich denke, man kann ja mal mit ein paar lecker klingenden Rezepten, die nicht zu kompliziert sind, anfangen. Für viele Rezepte, und generell für eine komplette Ernährungs-Kehrtwendung, benötigt man das ein oder andere (nicht gerade preiswerte) Küchengerät, das mir in meiner ‚ich knete Teig noch mit den Händen‘-Küchenausstattung fehlt.

Auch zu einem Einkauf völlig neuer Grundnahrungsmittel, Gewürze und Zutaten fehlt mir (noch) der Antrieb. Also eins nach dem anderen. Nachdem ich eine Müsli-Frühstückerin bin, bietet es sich an hier mit ein paar Variationen zu beginnen und auf eine Ausweitung in Richtung Abendessen zu bauen, Snacks zum Mittagessen im Büro wären geradezu ideal.

So habe ich als erstes die Basiszutaten fürs morgendliche Müsli Essen (2)griffbereit in Gläsern in der Küche hergerichtet und teste nun ‚Overnight-Oaks‘ aus. Eigentlich ne prima Sache, wenn man früh aufstehen muss. Alle Zutaten abends in einem Glas mischen, ab in den Kühlschrank und morgens einfach nur noch essen. Okay, ich mache ein bisschen heißes Wasser drauf, weil das Müsli sonst so kalt ist. Zugegeben, ich nehme mir aus dem Buch nur die Anregung – Rezeptkochen macht mich kirre – aber nach zweimal testen freu ich mich jetzt schon am Abend darauf endlich frühstücken zu können, so lecker war das.

Als Bonbönchen hier meine Zutaten:

Basismüsli (bestehend aus verschiedenen Flocken+Sonnenblumenkernen), gehackte Paranüsse, Leinsamen, Kokosflocken, eine Banane geschnippelt und ein paar gefrorene rote Früchte. Alles in ein Glas mit Deckel, vermischen und mit Milch nach

Links das Weckglas mit der am Abend angerührten Mischung des Overnight-Müsli
Links das Weckglas mit der am Abend angerührten Mischung des Overnight-Müsli

Wahl (ich habe mir Reis-Mandel-Milch gegönnt) aufschütten. Über Nacht in den Kühlschrank, dann ist das morgens ne schöne durchgezogene, superleckere Pampe, die ich mir mit ein bisschen heißem Wasser etwas warm mache.

Wie gesagt, Rezepte müssen nicht zwingend eingehalten werden, es geht um den Anreiz etwas Neues zu testen und nebenbei etwas für die Gesundheit zu tun.

Drückt mir die Daumen, dass ich dran bleibe, dass ich über das Frühstück hinaus auf Zucker, ungesunde Fette, Weißmehl und vermutlich einiges andere, von dem ich jetzt noch nichts weiß, verzichten und den Genuss tierischer Produkte reduzieren werde.

Die Anregung kam vom Blog http://deliciouslyella.com/
Das Buch: Delisiously Ella – Für jeden Tag von Ella Woodward
ISBN 9783827013231 ca. 19.99€

Essen (5)