LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster – Offen!

LWL-Museum für Kunst und KulturWährend ich hier in aller Gemütlichkeit mein Resümee zur Neueröffnung des LWL-Museums für Kunst und Kultur in Münster auf der Terrasse sitzend verfassen kann, wird eben dort jetzt gerade hektische Betriebsamkeit herrschen. Und das ist auch gut so, schließlich hat man 5 Jahre auf diesen Moment hingearbeitet.

Schön, dass ich die Gelegenheit hatte am 17.9. an der Pressekonferenz und der daran anschließenden Zeitraffer-Führung durch die 51 Räume der Sammlung so kurz vor der Eröffnung teilzunehmen.

Infos zur Architektur, zu Kosten und Bauplan, technische Details zum Bau und den Ausstellungsräumen, Namen und Fakten … kann man in den offiziellen Pressemitteilungen, beim Stöbern im Internet finden. Ich möchte hier gerne meinen ganz persönlichen, meinen Besuchereindruck wiedergeben.

Bereits bei einem Besuch im März konnte ich mir ein Bild von der Architektur des beeindruckenden Neubaus machen, allerdings noch ohne Einblick in die Ausstellungsräume.

Münster, Photokina 17.9.14 068Das offene Prinzip des Museumsgebäudes von Staab Architekten Berlin, auf diesem relativ klein erscheinenden Platz im Herzen Münsters, ist voll gelungen. Die ‚Architektur der Höfe‘ integriert die Stadt ins Museum und das Museum in die Stadt. Exponate sind aufgrund durchdachter Platzierung an Fenstern von außen zu sehen und Räume an der Nordseite des alten Gebäudeteils lassen durch große Fenster den Blick von innen auf Dom und Domplatz zu.

LWL-Museum für Kunst und KulturMit fachkundigen Erläuterungen von Ingrid Fisch, der Leiterin Kunstvermittlung, wurden wir in einem kleinen Grüppchen – zugegeben, im Schnelldurchlauf, anders war das bei dem engen Zeitplan auch nicht möglich – durch die Sammlung geführt.

LWL-Museum für Kunst und KulturBereits beim Betreten des ersten Raums, im chronologisch die Jahrhunderte umfassenden 1. Stock, wird man eingesogen in die ruhige, aufs Wesentliche reduzierte Atmosphäre der Ausstellung. Nur ein einziges Exponat, das Bockhorster Triumphkreuz, arrangiert vor dunklem, blauem Hintergrund lässt uns eintauchen in die Welt des Mittelalters. Sicher keine leichte Aufgabe aus hunderttausenden von Exponaten, die das Museum besitzt, sich auf eine Auswahl von etwas mehr als 1200 zu beschränken. Ich kann vom ersten Eindruck nur sagen: es ist gelungen!

Die leichte, Raum-öffnende Anordnung gibt dem Betrachter die Möglichkeit einzutauchen und zu verweilen.

LWL-Museum für Kunst und Kultur

Die Wände sind unterschiedlich farblich gestaltet, emotional, licht, dunkel, warm, dramaturgisch. So wie man es heute in der Museumsgestaltung öfter antrifft – ich fühlte mich stark an das neue Lenbachhaus in München erinnert – mir gefällt das, es fühlt sich richtig an.

Die Beschriftungen, Raumtexte, Bereichstexte und Exponattexte sind direkt auf die Wände geschrieben, die Raumnummerierung auf den Boden. Klar, klassisch, ansprechend.

LWL-Museum für Kunst und Kultur LWL-Museum für Kunst und Kultur LWL-Museum für Kunst und Kultur

Hält sich das erste Stockwerk stark an die Chronologie, so sind die Räume der zweiten Etage thematisch angelegt, die atmosphärische Dichte durch das innovative Ausstellungsdesign von SPACE4 lädt zum Verweilen und Wirken lassen ein.

Immer wieder öffnen sich beim Rundgang neue Räume, finden sich neue Blicke, wird der Besucher ‚verankert‘, sowohl nach draußen, als auch innerhalb des Museums, mit anderen Räumen, einem Patio, Gängen, lichtdurchfluteten Höfen.

LWL-Museum für Kunst und Kultur LWL-Museum für Kunst und Kultur LWL-Museum für Kunst und Kultur LWL-Museum für Kunst und Kultur

Alles in allem ist das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster mehr als gelungen.

Einzig vermisst habe ich die Einbeziehung neuer Medien. Ja, es gibt einen interaktiven ‚Spieltisch‘ zum Westfälischen Frieden, ob dieser vom Museumsbesucher genutzt werden wird, muss sich zeigen. Andere

Want to play?
Want to play?
Mit Günter Jauch durchs Programm
Mit Günter Jauch durchs Programm

Installationen konnten wir bei unserem Besuch (noch?)nicht sehen und manches ist wohl auch erst für den regulären Besucherstrom in der Testphase. Es gibt einen Mediaguide, der zusätzliche Informationen zu ausgewählten Exponaten liefert, kleine Filme zeigt mit Spielszenen von Prominenten. Da das Display lediglich Smartphone-Größe hat, verpufft diese Funktion ein wenig und übrig bleibt ein schöner Audioguide.

Wie und ob in Zukunft Technologien wie z.B. Augmented Reality in die Planung neu gestalteter Museen mit eingebaut werden, wird sich zeigen. Und es ist ja auch nicht zu spät etwas ’nachzuarbeiten‘! Wäre doch schön, wenn dem Konzept des ‚offenen‘ Museums ein offenes Ohr für das digitale Zeitalter folgen würde.

Und um die Kurve zurück zu schlagen zum eher Traditionellen, den kleinen, liebevoll gestalteten handlichen Führer ‚1000 Jahre/100 Blicke‘ empfindet die Buchliebhaberin in mir als kleines Schätzchen.

In diesem erklärt der Museumsdirektor Dr. Hermann Arnhold, dass er, wäre er ein Exponat, in der ‚Spitze‘ platziert sein wolle. Da kann ich mich nur anschließen. LWL-Museum für Kunst und KulturEin ganz besonderer Raum, beginnend mit der roten Wandfarbe, die Maria vor dem Fenster, die so auch von außen sichtbar ist, die Figurengruppe von Heinrich Brabender ‚Einzug Christi in Jerusalem‘, die in Blickrichtung zum Dom gehängt ist, ihrem ursprünglichen LWL-Museum für Kunst und KulturPlatz an dessen Westfassade. Exemplarisch auch für das Konzept der nicht nur, aber auch, symbolischen Verbindung zwischen draußen und drinnen, zwischen Stadt und Museum.

Klar, dass ich gerne etwas mehr Zeit gehabt hätte alles auf mich wirken zu lassen, aber so bleibt mir eine große Motivation irgendwann einmal wieder die Reise ins schöne Münster anzutreten!

Neben den vielen Pressemeldungen, findet man in den Blogs von Anke von Heyl ‚Kultureventbüro‚ und Tanja Neumann ‚Museums(t)raum‚ zwei weitere Artikel zur Neueröffnung des Museums

Altmühltal Panoramaweg von Beilngries nach Riedenburg

Altmühltal Panoramaweg

Die beiden Etappen 9 und 10 auf unserer diesjährigen Weitwanderstrecke, dem Altmühltal Panoramaweg, waren leicht geprägt von …nennen wir es: Flexibilität bei der An- und Abreise. Und habe ich im Titel zwar stehen …von Beilngries nach Riedenburg, so sind wir tatsächlich die Strecke umgekehrt gelaufen, beginnend in Riedenburg. Altmühltal Panoramaweg

Und das kam so. Es gibt eine ganz prima Bahn-Busverbindung von Augsburg nach Beilngries am Samstagmorgen, Dauer 2 Stunden, so dass wir gegen halb elf hätten losgehen können. Zeit genug, die ca. 20km lange Strecke bis Meihern, unserem Übernachtungsort, entspannt zu wandern. Nun war am Samstag ein Warnstreik bei der Deutschen Bahn, ein Teilstück unserer Zugverbindung fiel aus. Ich hatte das noch am frühen Samstagmorgen recherchiert, die Bahn hat das netterweise auf ihrer Internetseite sehr zeitnah dokumentiert.

Barbara, in Belangen des öffentlichen Nahverkehrs ziemlich bewandert, kam spontan auf die Idee, unsere Route doch andersherum zu gehen, da wir nach Riedenburg mit zwei privaten Bahnunternehmen und Bus in zwar langen drei Stunden, aber dafür fahrend, ankommen sollten.

Weil wir nun aber erst um 12 Uhr loslaufen konnten, haben wir, uns ein wenig aufmüpfig fühlend ;-), die Strecke um ein paar Kilometer gekürzt, indem wir kurz vor Deising/Meihern eine Abkürzung nahmen.

Irgendwie fanden wir es ziemlich cool, dass wir so flexibel auf diese äußeren Umstände reagiert haben und uns wieder einmal ein wunderbares Wanderwochenende vergönnt war.

Meihern im Morgennebel
Meihern im Morgennebel

Altmühltal Panoramaweg Altmühltal Panoramaweg Altmühltal Panoramaweg

Drachenflugschanze hoch über der Altmühl
Drachenflugschanze hoch über der Altmühl

 

Wider der Wettervorhersage konnten wir uns über zwei schöne Altweibersommertage freuen. Neblige Morgenstunden, die ihren ganz besonderen Flair verbreiten, in Wiesentau gewebte Spinnennetze, jedes ein eigenes Kunstwerk, die Sonne, die langsam den Nebel verdrängt und uns mittags die herrlichen Aussichten beleuchtet, Wolkenspiele bei am Nachmittag heraufziehenden Gewittern, die uns aber nie erreichen.

Pausenplatz mit Panoramablick
Pausenplatz mit Panoramablick
Irgendwo im Wald - naja, wir sind ein kleines bisschen vom Weg abgekommen ;-)
Irgendwo im Wald – naja, wir sind ein kleines bisschen vom Weg abgekommen 😉
Kleine Pfade durch spätsommerlichen Wald
Kleine Pfade durch spätsommerlichen Wald
Schloss Eggersberg
Schloss Eggersberg

Die Strecke, und da mag ich mich gerne wiederholen, wunderschön. Je zwei Auf- und Abstiege an den beiden Tagen, einsame Pfade auf gedämpftem Waldboden, zwischendrin der Abstieg hinunter zur Altmühl durch den ein oder anderen kleinen Ort und wieder steil hinauf, dem Panorama entgegen.

Altmühltal Panoramaweg Altmühltal Panoramaweg Altmühltal Panoramaweg Altmühltal Panoramaweg Altmühltal Panoramaweg

Der Wald inzwischen duftend nach Pilzen, die in allen erdenklichen Arten aus dem Boden sprießen.

Besser als mit den Worten meiner Bayerisch-Schwäbischen Wanderfreundin Barbara kann ich es auch nicht sagen, die ich irgendwo auf einem besonders schönen Stück Waldweg sagen hörte „so fui schee hier“.

Dass sich der Heimweg noch ein wenig abenteuerlicher gestaltete als die Hinfahrt, war irgendwie auch nicht mehr wichtig. Von Beilngries kommt man an einem Sonntag nachmittag nicht wirklich gut weg, so fuhren wir mit der berühmten Kirche ums Dorf erst nach Neumarkt/Opf, dann Nürnberg und schließlich Augsburg. Wir waren fünf Stunden unterwegs, incl. Bierpause in Nürnberg und technischem Defekt im letzten Zug, was solls, mit Bayernticket hat es letztlich zumindest nicht mehr gekostet 😉

Biergartenwetter
Biergartenwetter
Um sechs Uhr früh gabs Glockengeläut
Um sechs Uhr früh gabs Glockengeläut
Prost! Bis zum nächsten Mal!
Prost! Bis zum nächsten Mal!

Die Strecke: Riedenburg – Meihern (excl. Abkürzung um ca. 4km) 16km. Sehr netter Gasthof Schmid in Meihern, leckeres Essen auf Terrasse mit Aussicht! Meihern – Beilngries ca. 16km, je vier Stunden reine Gehzeit.

10 Bücher sollst du nennen…

Neulich wurde ich – zugegeben, auf Facebook – von Alexandra in so eine dieser Rundfragen aufgenommen, denen ich mich normalerweise versuche zu verweigern. Da es hier aber um Bücher ging, die mich schon seit früher Kindheit magisch anziehen, habe ich beschlossen, da gleich mal einen netten kleinen Literatur-Blogpost daraus zu basteln. Zudem drücke ich mich somit davor, weitere Personen zu nominieren 😉 … nicht fair, ich weiß.

Anyway, die Aufgabe lautet 10 Lieblingsbücher zu nennen. Wie jeder Buchliebhaber weiß, sich auf 10 Titel zu beschränken ist nahezu unmöglich, aber schon im Studium in einem meiner früheren Leben bin ich mit dem Motto ‚Mut zur Lücke‘ ganz gut durchgekommen!

Fragt mich nächste Woche nochmal und die Liste würde vermutlich anders aussehen. Die Reihenfolge ist völlig wahllos und sagt nun wahrlich nichts über die Gewichtung des jeweiligen Lieblingsbuches aus!

Literatur  (7)

  1.  Antonia Byatt ‚Besessen‘ (Possession)
    Die Mischung aus Kriminalstory, Liebesgeschichte und Reise ins viktorianische Zeitalter hat mich vor ungefähr 20 Jahren ziemlich gefesselt.
  2.  Albert E. KahnPablo Casals – Licht und Schatten …‘ (Joys and Sorrows…) 2011 in Neuauflage bei Fischer TB
    Die Erinnerungen eines großartigen Musikers, dem es nicht mehr vergönnt war, den Fall der Diktatur in Spanien zu erleben. Erzählt von Albert E. Kahn, der selber dazu schreibt „Kein Wort, das nicht von Casals selber stammte. Ich suchte ihn als einen Mann darzustellen, dessen Leben seinen Glaubenssatz bestätigt: Kunst und Menschlichkeit sind untrennbar.“
  3.  Maturin ‚Melmoth der Wanderer‘ (vergriffen)
    Ich kann nicht mehr sagen, was mich damals dazu bewogen hat dieses Meisterwerk eines Schauerromans zu lesen. Erinnern kann ich mich an eine seltsame Faszination, die mich gezwungen hat dran zu bleiben an Melmoth, dem Wanderer, der 150 Jahre über die Erde wandelt, beobachtet, berichtet, weil er seine Seele dem Teufel verkauft hat. Ein grandioses Buch, das ich hüte wie einen Schatz.
  4.  Neal Stephenson ‚Anathem‘
    Lieblingsbuch trifft es hier nicht ganz. Neal Stephenson ist ein Autor, der mich völlig sprachlos zurücklässt. Geplättet und ehrfürchtig vor so viel Intelligenz lege ich seine Bücher zur Seite. Dass ich es geschafft habe Anathem im englischen Original zu lesen, rechne ich mir hoch an. Es ist im weitesten Sinn ein Science Fiction (eine Ausnahme, eins der wenigen Genres, das mich nicht anspricht), aber Stephenson wäre nicht der brilliante Autor, wenn nicht Wissenschaft und Philosophie den eigentlichen Inhalt des Buches bestimmen würden. Anathem erfordert ein enorm hohes Maß an Lesekonzentration und ist, zumindest für mich, nichts für zwischendurch.
  5.  Eliot Pattison ‚Der fremde Tibeter‘
    Die gesamte Krimireihe um den ehemaligen Polizisten Shan, der nach Tibet verbannt wird, ist unbedingt empfehlenswert. Eine andere Kultur, kritische Blicke, spannende Geschichten rund um Tibet.
  6. Brent Weeks ‚Night Angel Trilogy‘ (Schatten-Trilogie)
    Wie bei Fantasy-Romanen üblich, nicht ein Titel, sondern eine Trilogie. Toll. Für jeden, der Fantasy mag – yep, ich bekenne mich voll und ganz dazu – ein Muss. Einsamer mystischer Kämpfer, Gefährten, eine gefährliche Aufgabe, Liebe, alles was es braucht uns eine Weile von der Welt entfliehen zu lassen.
  7.  Joyce Carol Oates ‚We were the Mulvaneys‘ (Wir waren die Mulvaneys)
    Joyce Carol Oates‘ ‚Bellefleur‘ war mein Einstieg in die Liebe zur amerikanischen Literatur. Sie gehört – auch wenn ich ihre neueren Bücher nicht mehr gelesen habe – zu meinen prägenden SchriftstellerInnen. Die Mulvaneys sind eine typische amerikanische Kleinstadtfamilie, deren heile Welt durch eine Vergewaltigung zerstört wird. Nicht fähig damit umzugehen, zerbricht die Familie daran. Wer je in einer amerikanischen Kleinstadt war, kann in den Beschreibungen Oates‘ den Staub der Straße zwischen den Zähnen knirschen hören.
  8. John Irving ‚A Prayer for Owen Meany‘
    Wer mich kennt, hat sicher schon auf Irving gewartet. Ich war ein Fan der ersten Stunde. Mit Owen Meany verbindet mich nicht nur, dass es mein Alltime Favorite von Irving ist, sondern es war auch mein erstes Originalbuch von ihm. Nur im Original erhältlich, zu ungeduldig auf die deutsche Ausgabe zu warten, wurde zu einem zweiwöchigen Rhodos-Urlaub nur noch ein anderes Buch eingepackt, ein Englisch-Wörterbuch.
  9. Thomas Glavinic ‚Das größere Wunder‘
    Ich will nicht nur ‚alte Schinken‘ in die Liste aufnehmen und Thomas Glavinic hat mich mit diesem Buch voll ins Herz getroffen. Es gibt sie eben, diese Geschichten, die einen von der ersten Seite an packen, bei denen man nicht aufhören kann zu lesen und traurig ist, wenn sie zu Ende gehen.
  10. T.C. Boyle ‚World’s End‘
    Ah, was soll ich sagen. Es gab eine Zeit, da hab ich einfach nur Bücher verschlungen. Nein, ’schöne‘ Bücher sind Boyles Romane sicher nicht. Sollte man den Handlungsbogen über das Befinden des Protagonisten wiedergeben, so kommt nichts Positives dabei heraus. Neben einem echt miesen Leben auch noch vom Pech verfolgt, und das alles so anschaulich geschildert, dass man sich vorstellen kann, diese Personen und Ereignisse können tatsächlich so geschehen sein. Meiner Ansicht nach, sein Meisterstück.

…über wandern, reisen, lesen, schauen, reden…