Klosterkirche Andechs – kein Geheimtipp, aber ein Tipp!

Vor einer Weile war ich mal wieder in Andechs. Oben, auf dem Berg, wo das Kloster steht. Dort, wohin man pilgert. Ich denke, die meisten Menschen, die in Bayern leben und sicher auch viele von außerhalb, kennen Kloster Andechs auf die eine oder andere Weise.

So auch ich. Es war nicht mein erster Besuch dort und wird sicher nicht der letzte gewesen sein. Aber es war ein beeindruckender Besuch, anders als die vorherigen.

Zum einen, weil ich spontan mit Freunden mitfuhr, die dort für ein kleines Wallfahrtskonzert probten und ich wohl zum ersten Mal die Klosterkirche von innen gesehen habe. Zum anderen, es war an einem Wochentag spätnachmittags und fühlte sich an wie Urlaub. Kloster Andechs liegt nur eine gute Stunde Autofahrt entfernt von Augsburg, aber dennoch fährt man unter normalen Umständen nicht einfach nach der Arbeit los, um diesen schönen Ort zu besuchen. Es braucht schon einen Anlass. Umso mehr genieße ich diese ‚kleinen Fluchten‘, unerwartete, überraschende Momente, die unseren Alltag aufhellen.

Klöster liegen oft an magischen Orten, gerne auf einem Berg, der die Abgeschiedenheit fördert. Von letzterem ist bei Andechs heute längst keine Rede mehr. Dennoch, wie wir feststellen konnten, unter der Woche findet man hier noch Ruhe, Beschaulichkeit und tatsächlich einen fast leeren Biergarten. Der Magie des Ortes tut das gut.

Frühere Besuche in Andechs waren geprägt von Hektik und Lärm, weshalb ich meist schnell Reißaus nahm oder einfach nur vorbeiwanderte. Das passiert, wenn man an einem sonnigen Sonn- oder Feiertag hier unterwegs ist. Vor ein paar Jahren wanderte ich – übrigens unbedingt empfehlenswert – auf König Ludwigs Spuren vom Starnberger See zum Ammersee. Schon von weitem erblickt man die Kirche auf dem Berg herausragen. Die Vorfreude auf ein dort gebrautes kühles Bier steigt, denn anschließend geht es nur noch bergab zum See, aufs Schiff und mit der Bahn zurück nach Augsburg. Ich erinnere mich noch gut an die Enttäuschung oder besser noch, das Entsetzen ob der Massen von Menschen, den Lärm nach der Ruhe auf der zurückgelegten Strecke und den Fluchtgedanken, nur schnell weg von hier.

Noch frühere Besuche waren einzig dem Biergarten gewidmet und so kam es, dass ich die Klosterkirche tatsächlich erst jetzt zum ersten Mal zu Gesicht bekam.

Klosterkirche Andechs

Beim Betreten entfleuchte mir als erstes ein ‚wow‘. Ja, es gibt gleich viel zu sehen, aber das Gesamtbild ist einfach stimmig. Ich bin (eigentlich) gar kein Fan von Barock-, Rokoko- oder Renaissance-Kirchen. Zu viel Prunk, überladen, ablenkend von eigentlichen Sinn eines Kirchenraumes. Ich mag gotische Kirchen, nach oben strebend, die Buntglasfenster als einziger Schmuck oder die Schlichtheit der Romanik.

Die Klosterkirche Andechs ist nicht erschlagend, trotz eines, den Raum prägenden großen goldenen Hochaltars. Oder vielleicht gerade wegen. Ich kann hier nur meinen Eindruck wiedergeben. Die Kirche ist durch ihren weißen Grundton sehr hell und gar nicht erdrückend, der gotische Raum hilft dabei und das Gold des Altars passt so wunderbar dazu.

Da wir zum Proben hier waren, durften wir zur Orgel hinauf und andere Blicke öffnen sich. Die Orgel an sich ist zwar neu, aber der Orgelprospekt ist aus dem Barock. Zuerst befürchtete ich, dass man die beiden Frauenstimmen, von der Empore hinter der Balustrade singend, unten im Kirchenraum nicht hören würde. Weit gefehlt, die Akkustik ist der Hammer und die Orgel hat einen wirklich schönen Klang. Ich hätte ewig zuhören können. Wer also einmal die Gelegenheit hat, sollte unbedingt ein Konzert oder einen Gottesdienst in der Kirche einplanen.

Und die Engel musizieren mit

Bei meinem nächsten Besuch werde ich bestimmt wieder in die Kirche hineinschauen, und das will aus meinem unverschnörkelten Mund schon etwas heißen 😉

Und weil es gerade so schön passt, nehme ich mit diesem Artikel an einer Blogparade teil. Erst war ich ein wenig skeptisch, weil die Blogparade unter dem Motto #SchlossGenuss läuft. Liest man die Beschreibung etwas genauer durch, dann taucht auch der Begriff ‚Klöster‘ auf. Ich bin ja gerne dafür alles etwas weiter auszulegen und habe mich für eine Klosterkirche entschieden.

Und was den Genuss bestrifft … ja, es ist ein Genuss so eine schöne Kirche zu betrachten, aber wir wollen das Kulinarische doch nicht ganz vergessen. Die Klosterschänke bietet leckeres selbstgebrautes Bier und fundierte bayerische Schmankerl. Die Preise sind äußerst moderat und wie bereits erwähnt, unter der Woche findet sich auch ein beschauliches Plätzchen.

 

 

8 Gedanken zu „Klosterkirche Andechs – kein Geheimtipp, aber ein Tipp!“

  1. Liebe Claudia,

    ein wundervoller Beitrag, der mich sofort in seinen Bann gezogen hat. Kloster Andechs stand schon immer auf meiner Wunschliste und jetzt ist es noch weiter nach oben gerutscht. Es scheint wirklich ein magischer Ort zu sein und die Bilder führen dazu, dass ich am liebsten sofort losreisen möchte.

    Herzliche Grüße
    Anja

  2. Liebe Claudia,

    ich komme erst jetzt dazu, mich für deinen wunderbaren Beitrag zu #SchlossGenuss zu bedanken! Tatsächlich ein Genuss! Das ist ja das Gute an Blogbeiträgen – sie bleiben, dauerhaft, nachhaltig, zum Stöbern allzeit bereit!

    Bei mir ist es schon länger her, dass ich hier war, meistens mit der Familie und ich glaube, noch nie mit Mini #shameonme. Wird Zeit, das nachzuholen, gerade jetzt, da deine herrlichen Bilder mir wieder Appetit machen – prima!

    Das muss grandios gewesen sein, die Orgel aus der Perspektive zu betrachten. Hast du dort gesungen? Gänsehautfeeling?

    Ein dickes Merci für deine erneute Teilnahme bei einer Kultur-Blogparade!

    Herzlich,
    Tanja

    1. Liebe Tanja,
      die Akustik dort ist wirklich toll. Und nein, ich bin wahrlich keine solistische Sängerin, aber eine Chorkollegin hat gesungen. Singen in Kirchen ist immer – auch und gerade mit dem Chor – eine sehr bewegende Angelegenheit.
      Die Blogparade macht Spaß, es sind viele anregende Beiträge dabei, schön.

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