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Der Lechweg – Von Reutte bis Höfen, 2. Tag

Da fehlt doch noch der kurze Bericht zu Tag zwei unserer Osterwanderung auf dem Lechweg.

Tag eins hatten wir – trotz fehlendem Training – ganz gut geschafft, die Nacht allerdings forderte dann Tribut. Wie schon oft beobachtet und doch immer wieder vergessen, die Zipperlein der Nacht verschwinden nach den ersten Metern unterwegs in der Natur.

Von Reutte an wandert man ca. einen Kilometer entlang des Lech bis man zurück auf dem Lechweg ist und das inzwischen vertraute ‚L‘ entdeckt. Dann geht es bergauf bis zum wildromantischen Frauensee.

Lechweg Füssen - HöfenAuf einem gut zu gehenden ansteigenden Waldweg steigt man weitere ca. 200 Höhenmeter und erreicht nach insgesamt knapp zwei Stunden die Costarieskapelle. Zu dieser Jahreszeit lag noch einiges an Schnee, dennoch hat mich auf dem Weg ein Anflug von unbändiger Wanderlust gepackt und den Plan reifen lassen, dieses Jahr wirklich mal wieder mehr in die Berge zu gehen.

Lechweg Füssen - Höfen Lechweg Füssen - HöfenDer Blick von der Kapelle auf das Lechtal ist grandios, an Aussichtsbänken wurde nicht gespart und wir hatten das genau richtig terminiert für unsere Mittagsrast mit Ostersonntagssnack 😉

Lechweg Füssen - Höfen Anschließend geht es sehr steil auf einem Bergpfad bergab und über Wängle erreicht man Höfen nach ca. 3 Stunden Gehzeit.

Lechweg Füssen - HöfenDie Natur ist natürlich noch nicht so weit, dass es viel Blühendes am Wegesrand gibt, aber der ein oder andere Farbfleck erfreut dann doch das Auge.

Das war nun kein so langer Wandertag, aber wir haben dennoch beschlossen unsere Etappe hier, und nicht erst in Weißenbach, zu beenden. Wir gehen eben die ‚gemütliche‘ Variante. Irgendwie waren das zwei wirklich schöne Tage auf dem Lechweg und man kann auch mal aufhören, wenn es gerade passt und man sich nicht noch weitere Kilometer aufzwingt.

Die beiden Wandersfrauen kurz vor dem Etappenziel Höfen
Die beiden Wandersfrauen kurz vor dem Etappenziel Höfen

So kamen wir nach Busfahrt von Höfen bis Reutte, Reutte bis Füssen und dort mit der Bahn so zeitig in Augsburg an, dass zum Abschluss noch ein Apfelstrudel in heimischen Gefilden drin war!

  • Zweite Etappe von Reutte nach Höfen, ca. 12km, 400 Höhenmeter rauf und runter
  • gute Busanbindung im Lechtal bis Reutte, von dort Bus nach Füssen

 

Der Lechweg – von Füssen bis Pflach 1. Tag

Nach einem Jahr Pause ist es endlich soweit, ein neuer Weitwanderweg wurde begonnen: der Lechweg von Füssen bis zum Formalinsee, dem Ursprung des Lech.

Start in Füssen
Start in Füssen

Laut diversen Wegbeschreibungen, sowohl in Begleitbüchern als auch im Internet, beginnt der Lechweg am Formalinsee und endet in Füssen.  Barbara, bereits bekannt von allen vorherigen Weitwanderprojekten, und ich, haben aus zwei Gründen beschlossen den Weg anders herum zu gehen. Zum einen können wir schon jetzt, im März, loslaufen, nach bewährtem Prinzip, jeden Monat ein Wochenende bzw. zwei Etappen zu wandern. Oben im Lechtal liegt dafür noch zu viel Schnee und der Pass ist gesperrt. Zum anderen sind wir vor ein paar Jahren die Romantische Straße von Würzburg bis Füssen gewandert, wo uns auf den Streckenabschnitten zwischen Donauwörth und Füssen ziemlich oft der Lech begegnet ist. Da lag es nahe, unmittelbar an diesen bisher längsten Weitwanderweg in Füssen anzuknüpfen.

Der Lech in Füssen
Der Lech in Füssen

Unsere Motivation am Ostersamstag endlich loszulaufen war hoch, kämpfte Barbara sogar mit einem entzündeten Zeh und war sich nicht sicher, ob es überhaupt geht. Ganz davon abgesehen, waren wir uns nach über einem Jahr großteils unfreiwilliger Wanderpause unsicher, ob unsere Kondition für die ersten 16km mit 700 Höhenmetern reichen und dann noch ein weiterer Wandertag in uns stecken würde.

Nun, ich schreibe darüber, das heißt, wir haben es geschafft. Sozusagen aus dem Stand heraus. Und auch wenn es für den erfahrenen Bergwanderer als Peanuts klingen mag, für uns war es eine Leistung auf die wir so richtig stolz sind. Unser Ehrgeiz ist geweckt und wir freuen uns jetzt schon auf das nächste Wanderwochenende und die folgenden Etappen.

Charakteristisch ist der Lechweg als Etappen-Projekt völlig neu, da unsere anderen Weitwanderwege nicht in den Alpen waren. Das bedeutet mehr Höhenmeter in den Tagesetappen und mehr alpine Steige. Entschädigt wird man durch wunderschöne Landschaften, abwechslungsreiche Wegführung, das atemberaubende Bergpanorama des Lechtals, unbeschreibliche Ruhe auf den Wegen und die unbändige Freude an der Lust des Bergwanderns.

Zu Beginn lässt man die Neuschwanstein-Touristenmassen am Bahnhof in Füssen schnell hinter sich, überquert den Lech und steigt die ersten zackigen knapp 200 Höhenmeter hinauf zum Kalvarienberg. Hier wird klar, dass sich die letzten Wolken verziehen werden und ein Traumwetter zu erwarten ist.

Blick auf Füssen vom Kalvarienberg
Blick auf Füssen vom Kalvarienberg
Der Alpsee vor den Königsschlössern, links ragt der Säuling empor
Der Alpsee vor den Königsschlössern, rechts ragt der Säuling empor

Den ganzen Tag wandern wir sprichwörtlich im Schatten des prominenten Säugling, den wir nahezu umrunden. Auf Waldwegen gehts zum malerischen Alpsee, an dessen Ufer der Weg entlang führt, immer wieder mit Blicken auf Neuschwanstein und Hohenschwangau in der Ferne, bis es schließlich durch den Wald auf gut gehbarem Steig rauf geht zum ‚Scheitelpunkt‘. Irgendwo dort überschreiten wir die Grenze nach Österreich.

Lechweg Füssen-Pflach Lechweg Füssen-Pflach Lechweg Füssen-Pflach Lechweg Füssen-PflachAnschließend geht es bergab ins Lechtal. Der Kniepass quetscht nochmal ein paar zusätzliche Höhenmeter aus uns heraus, aber unten empfängt uns ein Pausenbänkchen, Sonne, strahlend blauer Himmel und ein Panorama, dass für alle Mühen entschädigt.

Der Säuling von Süden
Der Säuling von Süden

Lechweg Füssen-PflachAbends im Hotel hatten wir beide das Gefühl, dass der nächste Tag wohl eher ein Bummeltag werden wird, tatsächlich aber überraschten wir uns mal wieder selber.

  • Erste Etappe Lechweg von Füssen nach Pflach ca. 16km, 700 Höhenmeter rauf und runter
  • bis zum Alpsee Beschilderung nicht einheitlich, dann gut markiert mit dem ‚L‘ des Lechwegs (meist auf Bäumen)
  • Forstwege, Wanderwege, Steige – feste Wanderschuhe notwendig
  • gute Zuganbindung sowohl in Füssen als auch Pflach – Bayernticket und Allgäu-Ticket gültig bis Reutte
  • von uns verwendete Literatur:
  • Lechweg Leporello von publicpress, laminiert, gute Karte als Übersicht, ca.12.40€ ISBN 9783899207286
  • Der Lechweg von Christel Blankenstein, Berg&Tal, gute Wegbeschreibung, die man wegen guter Markierung nicht zwingend braucht, aber auch nette Side-Infos. ca.14.90€ ISBN 9783939499374
  • Kompass Wanderkarte Nr. 4 Füssen, Außerfern, ca.9.90€, ISBN 9783854910060

 

 

 

 

Benedict Wells – Vom Ende der Einsamkeit. Lesen!

Benedict Wells ‚Vom Ende der der Einsamkeit

„Vielleicht schreibst du nicht auf Papier, doch in deinem Kopf tust du es, sagte sie mit ihrer leisen Stimme und berührte mich am Arm. Das hast du schon immer getan. Du bist ein Erinnerer und Bewahrer, und du weißt es.“ (Alva über Jules)

Gerade habe ich es zur Seite gelegt, ausgelesen, mit Tränen in den Augen, denn auch wenn es versöhnlich, positiv aufs Leben schauend, zukunftsgerichtet endet, es ist in seiner Grundstimmung ein trauriges Buch. Aber doch wieder nicht so traurig, dass es weh tut. Ohne es falsch klingen lassen zu wollen, irgendwie schön traurig. Romanhaft traurig. Mit lebendiger Traurigkeit, die man mitfühlt. Tragik, die man nachvollziehen kann, Gefühle, die wir mitleben.

Bücher, die mich berühren haben meistens einen (oder auch mehrere) Sätze, die mir besonders ins Auge fallen. So ging es mir mit oben zitiertem Satz aus Benedict Wells neuem Roman. Es hat mich daran erinnert, dass tatsächlich immer ich diejenige bin, die in unserer Familie von Szenen aus der Kindheit erzählt, von Ereignissen, die mich – und wie ich lange dachte, auch alle anderen Beteiligten – geprägt haben.

Bei jedem Zusammentreffen mit meinen Eltern, Bruder, Verwandtschaft fallen mir kleine Episoden aus der Kindheit und Jugend ein. Es fasziniert mich immer aufs Neue, dass sich sonst niemand erinnern kann, mir manchmal sogar eine ausgereifte Phantasie nachgesagt wird. Ich aber bin mir sicher, alles genau so erlebt zu haben. Vermutlich soll das so sein, in jeder Familie sollte es einen Erinnerer geben, eine Person, die all die kleinen und großen Begebenheiten, die Emotionen, den Schmerz, die Freude bewahrt, das Gedächtnis der Familie ist.

Ein wirklich schöner Gedanke, auf den ich durch ‚Vom Ende der Einsamkeit‘ gestoßen bin.

Erschienen im März 2016 im Diogenes Verlag
ISBN 978-3-257-06958-7
geb. Ausgabe ca. 22.-€

Benedict Wells Vom Ende der Einsamkeit