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Oben – ein schöner Ort

Schönster OrtGerade habe ich überlegt, ob ich wohl wieder einmal fünf Euro für unsere IronBlogger-Trinkkasse beisteuern soll – was soviel heißt wie: diese Woche bleibt das Blog ohne Artikel.  Da sehe ich, dass Markus von Outdoor-Blog.org eine Blogparade abhält zum Thema ‚Euer schönster Ort‚.  Lieber Markus, so wird die Kasse natürlich nicht gefüllt, ist mir dazu doch gleich was eingefallen 🙂

Schöne oder liebste Orte könnte ich viele aufführen, ganz sicher gehört das gelegentliche Sonntagsmorgenslümmeln im eigenen Bett dazu, die vor der Haustüre gelegene Wertach, die immer gut ist für Schönster Ort einen schnellen Spaziergang, das Cafe, in Schönster Ort dem ich mich Samstags gerne mit Freunden treffe oder ‚mein Pond‘ in den nahe gelegenen Westlichen Wäldern, ganz zu schweigen von meinem ‚Home away from Home‘ in Wisconsin/USA.

Tatsächlich interpretiere ich diesen, meinen schönsten Ort, nicht als einen bestimmten Ort, sondern im übertragenen Sinn als etwas, das ich liebe zu erreichen.

Es ist sehr lange her, dass ich diesen Ort besucht habe. Aus unterschiedlichen Gründen, die gar keine so große Rolle spielen. Es hat nicht geklappt. Punkt. Ich vermisse diesen schönsten aller Orte und natürlich habe ich das Ziel ihn bald wieder einmal besuchen zu können.

Ich spreche vom Ankommen, vom ‚Oben‘, vom Gipfel, dem Ziel. Von Schönster Ortdiesem Moment, an dem ich auf dem Gipfel stehe. Ja, auch von dem Moment nach einem langen Wandertag abends erschöpft am Ziel anzukommen und sich bewusst zu machen, ich habe es geschafft.

Der größte Moment aber tatsächlich ist ein Gipfel, eine hoch gelegene Hütte, eben es nach oben geschafft zu haben.

Blick zurück auf den bestiegenen Gipfel - in den Nockbergen, Kärnten
Blick zurück auf den bestiegenen Gipfel – in den Nockbergen, Kärnten

Ich habe mich früher, bei sehr anstrengenden langen Bergtouren, während des Aufstiegs oft gefragt ‚warum nur tue ich mir das an?‘. Sobald man den Gipfel erreicht, wird diese Frage beantwortet. Weil das Gefühl oben zu sein einfach unbeschreiblich ist, das Glücksgefühl alle Strapazen vergessen lässt.

Auf der Schaufelspitze, Stubaital
Auf der Schaufelspitze, Stubaital

Und so befriedigend es auch sein mag auf einem Weitwanderweg außerhalb der Berge sein Ziel zu erreichen, es ist – für mich – nicht zu vergleichen mit einem Berggipfel. Oben zu sein macht den entscheidenden Unterschied.

Und ich meine das in keinster Weise arrogant, respektlos oder von oben herablassend – denn natürlich ist das eine überaus menschliche Empfindung lieber oben als unten zu sein. Mich erfüllt das Erreichen eines Gipfels, das Oben ankommen mit Ehrfurcht, Staunen, Sprachlosigkeit und einer unbeschreiblichen Hochachtung vor mir selbst und der Welt, die sich vor mir ausbreitet.

Blick vom Tegelberghaus
Blick vom Tegelberghaus

Dabei spielt es keine Rolle, wie hoch man ist, wie lang der Aufstieg war, wieviele Höhenmeter man hinter sich gebracht hat. Das Draußensein an sich, das Losgelaufen sein und den Gipfel zu erreichen, das ist der schönste Ort, den ich mir vorstellen kann.

Schönstes Geburtstagsgeschenk von mir für mich - eine kleine Tour von Pfronten nach Füssen
Schönstes Geburtstagsgeschenk von mir für mich – eine kleine Tour von Pfronten nach Füssen – oben lang 😉

Und genau deshalb lohnt es sich für mich auf dieses Ziel hinzuarbeiten, um bald mal wieder diesen schönsten aller Orte, einen Gipfel, aufzusuchen!

Lang Lang und das National Symphony Orchestra in Luxemburg

Eigentlich war ich auf Besuch in Trier aus Anlass des 90. Geburtstag meines Vaters.

Nun kam es, dass am Vorabend der Geburtstagsfeier, in Trier der wegen Sturm ausgefallene Rosenmontagszug nachgeholt wurde. Dachte ich mir doch, hey, super Gelegenheit, da geh ich hin, gucke, fange ein paar Kamelle und schwelge in alten Zeiten.

Mein Bruder hatte anderes auf dem Plan. Er kam auf die Idee nach Luxemburg rüber zu fahren, um noch Karten an der Abendkasse der Philharmonie für das Konzert des National Symphony Orchestra unter Leitung von Christoph Eschenbach und dem Solisten Lang Lang zu ergattern. Darüber gesprochen hatte er vor Monaten schon mal, als er versuchte im Vorverkauf eine Karte zu bekommen – restlos ausverkauft, hieß es da.
Also dachte ich so bei mir: haha, das wird ja wohl nix.
Aber in der Stadt Luxemburg war ich seit Jugendtagen nicht mehr, und so könnte das ja auch ein netter Ausflug werden – schließlich sprechen wir hier von lediglich 50 Kilometern. Zudem würde die Zeit trotzdem noch reichen ‚de Zuch‘ zu sehen, sollte das mit den Karten nicht klappen. Lang Lang gegen Rosenmontagszuch am Samstag Abend in der Fastenzeit (der Bischof hatte es genehmigt!) ist doch ein interessantes Kontrastprogramm. Kleidungstechnisch ein kleines Problem, hätte ich für das Stehen im Freien im nasskalten Nieselregen doch eher festes Schuhwerk gebraucht.

Los gings also nach Luxemburg. Wir waren zeitig da, das Parkhaus gleich unter der Philharmonie noch leer und von Schlange an der Abendkasse keine Rede. Wir drückten uns dann ein Stündchen um das Konzerthaus herum und erfreuten uns an der beeindruckenden Architektur.

Philharmonie LuxemburgPhilharmonie LuxemburgPhilharmonie LuxemburgSpäter kamen dann doch noch ein paar mehr Spätentschlossene, aber wir standen ja recht weit vorne und hatten unglaublicherweise das Glück zwei der begehrten last-minute Stehplatzkarten zu erstehen – Entscheidung gefallen.

Dass man von einem Lang Lang geplättet ist, der nicht nur virtuos, sondern mit unübersehbarer Spielfreude auf der Bühne präsent ist, braucht vermutlich nicht erwähnt zu werden. Das Klavierkonzert  in a-moll von Edvard Grieg lässt einem zudem wohlige Schauer über den Rücken laufen. Eine kleine Zugabe gab es obendrauf.

Philharmonie LuxemburgDie Akustik ist in jedem Winkel grandios – zumindest an den Stellen, die wir getestet haben. Denn der Vorteil der Stehplatzkarten liegt in der Möglichkeit den Platz auch mal zu wechseln.

Nach der Pause wurde das Konzert fortgesetzt mit Johannes Brahms Quartett für Streicher und Klavier g-moll, arrangiert für Orchester von Arnold Schönberg.

Philharmonie LuxemburgWuuusch. Der Hammer. Jaja, so eine Wortwahl passt nicht zu Brahms. Egal. Ich kanns nicht anders ausdrücken. Jede einzelne Instrumentengruppe ein Klangerlebnis. Jedes einzelne Instrument zu hören, ein Arrangement der Extraklasse. Was für ein grandioses Orchester,  Brahms zum Reinknien.

Dass ich letztlich mit Wanderschuhen und ziemlich legerer Outdoor-Bekleidung unterwegs war, nun denn, es hat dem Genuss keinen Abbbruch getan und vermutlich niemanden wirklich interessiert – über kalte Füße konnte ich mich jedenfall nicht beklagen 😉

Wer hätte gedacht, dass mein kurzer Geburtstagsfeier-Ausflug mit solch einem akustisch-emotionalen Highlight gekrönt werden würde. Das sind diese spontanen Erlebnisse, die das Leben so lebenswert machen.

Ach ja, und die Geburtstagsfeier, die war dann auch noch recht gelungen.

 

Unterwegs im Wittelsbacher Land

An die dreizehn Jahre war ich im Außendienst unterwegs. Das ist jetzt schon eine ganze Weile her, aber dennoch kommt es immer wieder vor, dass ich über Gegenden stolpere, die an meinen ehemaligen Reiserouten liegen.

Wir kennen das vielleicht alle ein bisschen, man fährt eine bestimmte Strecke und registriert so aus dem Augenwinkel eines dieser braunen Hinweisschilder auf eine Sehenswürdigkeit am Wegesrand. Erst sieht man nicht wirklich hin, aber über die Jahre wird es bewusst und der Gedanke „ein Abstecher dorthin wäre mal nett“ formiert sich. Nun gab es bei mir etliche solcher Sidestep-Ideen, u.a. das Technik-Museum Sinsheim, gleich neben der A6, ein Langzeit-Projekt seit meiner Kindheit, oft gesehen, nie besucht, gleiches gilt für die ‚Urweltfunde Holzmaden‘ an der A8.

Heute nun wollte ich endlich mal wieder mit Barbara zum Wandern gehen, eine kleine Tour, ohne viel Aufwand, mit Einkehrmöglichkeit, nicht zu weit von Augsburg weg. Wir hatten mehrere Ideen, unter anderem das Sisi-Schloss in Unterwittelsbach. Da wollte ich schon Wittelsbacher Land 6.2.16 066immer mal hin. Dazu gibt es nämlich an einer meiner früheren Hausstrecken ein kleines braunes Hinweisschild. Und zufällig eine schöne 12km-Rundwanderung „Auf den Spuren des Zither-Maxl“.

Ich gestehe, mit der bayerischen Geschichte, ach mit der Geschichte der diversen Königshäuser generell, kenn ich mich nicht wirklich aus. Dennoch, oder gerade deswegen, finde ich es spannend im Rahmen einer kleinen Wanderung durch historisch bedeutsame Gegenden, mehr zu erfahren und sozusagen im Vorbeigehen Neues zu lernen.

Ausgangspunkt der Wanderung ist der Parkplatz am Sisi-Schloss, das leider nur von Mai-Oktober für Besichtigungen geöffnet ist. Naja, zugegeben, ansonsten verirrt sich wohl kaum jemand hierher. Der erste Teil des Rundweges führt uns nicht so attraktiv auf dem Radweg entlang der viel befahrenen B300 bis zum Ort Kühbach. Hier wird man überrascht von der schönen Anlage des Schlosses Kühbach, das in seinen Anfängen ins 11. Jahrhundert zurück reicht, in den Besitz der Wittelsbacher überging und 1831 von Herzog Max – genau, dem Zither-Maxl, Vater der durch Film und Romy Schneider bekannten Kaiserin Elisabeth, genannt Sisi – erworben wurde. Heute in Privatbesitz kann man nur einen Blick darauf werfen, was wir ausführlich getan haben 😉

Wittelsbacher Land 6.2.16 019Hat man Kühbach hinter sich gelassen, geht es entlang Feldern und Wiesen in den Wald. Und ja, für einen 6.Februar ist es eindeutig zu wenig winterlich, ziemlich grün und bei 13 Grad kommt man doch schon ins Schwitzen.

Wittelsbacher Land 6.2.16 015 Wittelsbacher Land 6.2.16 065Die Wegbeschreibung sagt ‚an der Kreuzstraße rechts gehen‘, was Wittelsbacher Land 6.2.16 027wir natürlich gemacht haben, war unser nächstes Ziel schließlich die nach zwei Stunden wandern wohlverdiente Mittagsrast im Waldgasthof Burghof in Oberwittelsbach.

Ja, man weiß, dass Landgasthöfe meist gutes Essen zu zahlbaren Preisen bieten, aber so ein leckeres Mittagessen hatte ich nicht erwartet. Okay, über die eindeutig Wittelsbacher Land 6.2.16 036Jagd-betonte Dekoration könnte man streiten, aber irgendwie erwartet man das doch im Wittelsbacher Land, Heimat von Sisi, oder?

Die Schlosskirche in Oberwittelsbach wird gerade renoviert, womit unsere letzte Wittelsbacher Land 6.2.16 033Chance, irgendeines der historischen Denkmäler der Gegend von innen zu sehen, dahin ging. Machte aber nichts, die letzten zwei Kilometer durch den Wald waren schön und man hat sich was Nettes zu Information und Unterhaltung der Wanderer ausgedacht.

Zwischen Ober- und Unterwittelsbach haben Künstler Skulpturen an verschiedenen Stationen aufgestellt, die historische Begebenheiten darstellen. Ich finde das eine super Idee, die Skulpturen ziemlich gelungen und die kurzen beschreibenden Texte recht informativ.

Perspektivwechsel
Perspektivwechsel

Wittelsbacher Land 6.2.16 045Wittelsbacher Land 6.2.16 042 Wittelsbacher Land 6.2.16 041

Jetzt wissen wir, warum er Zither-Maxl heißt, der Herzog Max von Bayern
Jetzt wissen wir, warum er Zither-Maxl heißt, der Herzog Max von Bayern

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Zum Abschluss wurde dann doch noch ein näherer Blick aufs Unterwittelsbacher Wasserschloss geworfen, unter den gestrengen Augen von Herzog Max und seiner Gattin Ludovika 😉

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