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Soiernhaus – Schöttelkarspitze – Krün

Soiernhaus Schon lange wollte ich mal eine Tour zum Soiernhaus machen, irgendwie hab ich das dann aus dem Fokus verloren und dieser Tage ist es mir wieder in den Sinn gekommen. Recht spontan bin ich dann am Donnerstag gegen zwei in Augsburg losgefahren, wohl wissend, dass das mit dem Aufstieg eng werden könnte. Auf diversen Webseiten war der recht lange Aufstieg von Krün über die Fischbachalm mit dreieinhalb Stunden angegeben.

Erst um kurz vor vier konnte ich am großen Wanderparkplatz in Krün bei feuchter, neblig-dampfender Luft starten. Da ich laut Angaben mit mindestens zwei Stunden bis zur Fischbachalm rechnete, hatte ich mir vorgenommen auf der Alm umzudrehen, sollte ich es nicht bis sechs Uhr schaffen. Umso erstaunter war ich, als nach gerade mal eineinhalb Stunden die Alm in Sicht kam. War ich wohl in Anbetracht des späten Loslaufens schneller (als mir gut tut) unterwegs. Damit war natürlich auch die Entscheidung gefallen weiterzugehen.

SoiernhausAn der Fischbachalm muss man sich entscheiden zwischen dem ‚Normalweg‘ und dem Lakaiensteig, der als recht schmaler Steig die letzten 200 Höhenmeter an ausgesetztem Hang in ca. 70 Minuten hinauf zum Soiernhaus führt.

Auf dem Lakaiensteig mit Blick zum Soiernhaus am Talende
Auf dem Lakaiensteig mit Blick zum Soiernhaus am Talende

Kurz nach sieben Uhr hatte ich es geschafft, 2h45min reine Gehzeit, ordentlich erschöpft, hungrig, durstig und von der extrem feuchten

Die letzten Stufen ...
Die letzten Stufen …

Witterung durchnässt, bietet das gemütliche Soiernhaus alles, was das Wanderherz begehrt. Kalte Getränke, Schlafplätze, eine ordentliche Portion Kohlehydrate, tolle Abendstimmung und ein unglaublich nettes Hüttenwirt-Paar.

Soiernhaus Soiernhaus

Soiernhaus

Über die Nacht lege ich Schweigen, Hüttenlagerplätze sind einfach nicht mein Ding, aber für eine Nacht geht das schon mal. Dafür habe ich mich gegen fünf Uhr früh dann doch auf den Weg gemacht, die Soiernhaus etwas abgelegenen Toilettenhäuschen aufzusuchen und wurde mit einem wunderbaren Sonnenaufgang belohnt.

Soiernhaus

Der zweite Tag versprach also im Gegensatz zum vorherigen Nebeltag grandios zu werden. Meine Pläne habe ich zwar gleich zweimal umgeworfen, was dem Hochgefühl des Tages aber keinen Abbruch getan tat.

Ursprünglich wollte ich – wie die meisten Hüttengäste – auf die Soiernspitze, von dort die Kesselumrundung machen und nach Krün absteigen. Irgendwie war mir konditionstechnisch nach weniger Höhenmetern und ich entschied mich statt dessen für die niedrigere Schöttelkarspitze. Eine gute Idee, hatte ich doch nicht nur den Gipfel ganz für mich alleine, sondern stieß beim ca. 70minütigen Aufstieg noch auf eine Herde Gemsen und stolperte beinahe über einen Alpensalamander.

Soiernhaus Soiernhaus

Der Blick vom Gipfel – unbeschreiblich.

Soiernhaus
Oben

Soiernhaus

Die Soiernseen, links das Soiernhaus

Die Soiernseen, links davon das Soiernhaus

Blick zur Zugspitze
Blick zur Zugspitze

Nach ausgiebiger Gipfelrast wollte ich anschließend über den Seinkopf und die Schwarzkopfhütte steil nach Krün absteigen. Ein kleines Stück auf dem schottrig-rutschigen, sehr ausgesetzten Weg hat meinen Adrenalinspiegel in die Höhe schnellen lassen. Nein, das Risiko war mir dann doch zu groß. Alleine unterwegs, immer noch den Vortag in den Knochen, 1200 ‚Knieschnaggler-steile‘ Höhenmeter, das musste nicht sein.

So ging es gemütlich wieder zurück zum Soiernhaus und nach einer kleinen Pause in den Abstieg, dieses Mal nicht auf dem Lakaiensteig. Soiernhaus In langen Kehren geht es auf der anderen Route runter bis zum Materiallift und von dort weiter auf einem Forstweg. Eine kleine Herausforderung sind die zusätzlichen hundert Höhenmeter langgezogen hinauf bis zur Fischbachalm in brennender Sonne. Die restlichen 600 Höhenmeter muss man von dort eben irgendwie runterschnurren auf der bereits vom Aufstieg bekannten, sich endlos ziehenden Schotterstraße.

Die Tour: Wanderparkplatz Krün (der Einstieg übrigens auch mit Bahn und Bus ab Garmisch erreichbar) – Fischbachalm 600 Höhenmeter, ca. 90-120min auf sich lange hinziehender Forststraße, Fischbachalm – Soiernhaus über Lakaiensteig 200 HM, ca. 70min, ausgesetzter Steig, aber gut zu gehen, über Hundstall 300HM, ca. 90min.

Soiernhaus – Schöttelkarspitze 400HM, ca. 70min, Abstieg über Hundstall von Schöttelkarspitze bis Krün 1300HM, ca. 3 1/2 Stunden.

 

 

Vor meinen Augen – ein Gletscher verschwindet

Am 21.Juli 1984 bin das erste und letzte Mal auf dem Gipfel des Zuckerhütl in den Stubaier Alpen gestanden. Kaum zu glauben, dass das tatsächlich 30 Jahre her sein soll. Ich bin über dieses Datum ganz zufällig beim Stöbern in meinen Fotos (das kann schon mal vorkommen, habe ich damals doch schön ordentlich klassische Fotoalben angelegt!) gestolpert.

1984 auf dem Gipfel des Zuckerhütl
1984 auf dem Gipfel des Zuckerhütl
1984 das Zuckerhütl noch mit seiner Namengebenden weißen Kappe
1984 das Zuckerhütl noch mit seiner Namengebenden weißen Kappe

 

 

 

 

 

 

 

Dabei ist mir eine – zugegeben unscharfe, leicht vergilbte – Totalaufnahme des Sulzenau Ferner in die Hände gekommen. Und da ich an nahezu exakt der gleichen Stelle 2009 und 2013 auch Fotos aufgenommen habe, ist mir aufgefallen, wie stark der einstmals majestätische Gletscher geschrumpft ist.

Ich will damit nicht sagen, dass mir der Gletscherschwund in den Alpen bisher entgangen ist, nur dass es, um es mal krass auszudrücken, während meiner Lebens- bzw. Wanderspanne für mich so enorm zu beobachten ist, hat mich doch erschreckt.

Hier also die Fotos im Vergleich

Das Zuckerhütl spitzelt auf allen drei Fotos in der Bildmitte heraus, heute ist der Gipfel komplett schneefrei.

Stubai

 

Stubaital – eine Lieblingstour

Auch wenn ich eine meiner Lieblingstouren im Tiroler Stubaital dieses Jahr noch nicht gegangen bin, will ich heute die Gelegenheit nutzen darüber zu schreiben.

Die Tour: Mutterbergalm – Dresdner Hütte – Großer Trögler oder Peiljoch – Sulzenau Hütte – Sulzenau Alm – Grawa Wasserfall

Blick zur Dresdner Hütte
Blick zur Dresdner Hütte

Um das gleich vorneweg zu sagen, der Aufstieg an sich ist nicht so super attraktiv, umso lohnenswerter und spektakulär ist dafür der Ausblick vom Gipfel, und als dicke Belohnung steht die Sulzenau Hütte mit leckerem Essen, tollem Talblick und dem besten Germknödel von Welt bereit 🙂

Seit der Stubaier Gletscher zum Skigebiet wurde, ist die Landschaft dort am Talende leider ziemlich verbaut. Andererseits kann man sich die Gondeln von der Mutterbergalm hinauf zur Dresdner Hütte auch zunutze machen und 600 Höhenmeter sparen. Ich muss allerdings zugeben, dass der Aufstieg zur Dresdner Hütte, trotz der ständig über einem surrenden Gondelbahn, immer noch recht schön ist. Wer also nur ein bisschen wandern, nicht so gerne absteigen oder vielleicht noch weiter bis auf 3150m hinauffahren möchte… es lohnt sich, der Ausblick von der Bergstation Jochdohle ist unbeschreiblich! Und als kleines Zuckerle könnte der erfahrene Bergwanderer die 200 Höhenmeter auf die – zugegeben geröllige – Schaufelspitze mitnehmen.

Dresdner Hütte
Dresdner Hütte

Hier soll es nun aber von der Dresdner Hütte weiter über den Großen Trögler bzw. alternativ das etwas niedrigere und leichter zu überschreitende Peiljoch gehen. Links haltend geht es auf einem markierten Steig über Steinplatten ca. 20 min. bergauf, bis sich der Weg teilt und man sich entscheiden muss, ob es auf den 2900m hohen Trögler oder das 2670m hohe Peiljoch gehen soll.

Der Aufstieg auf den Trögler ist durchgehend sehr steil, felsig, geröllig, stellenweise rutschig und kurz vor dem Gipfel dürfen auch mal die Hände benutzt werden. Wie gesagt, nicht das, was man

Gipfelblick Großer Trögler mit Zurckerhütl und Wilder Pfaff
Gipfelblick Großer Trögler mit Zuckerhütl und Wilder Pfaff

einen schönen Weg nennt. Der felsige Gipfel bietet nur Platz für eine Handvoll Menschen, aber die großen Massen trifft man hier auch eher selten. Kaum zu glauben, ist der Blick auf Zuckerhütl, Wilder Pfaff, Wilder Freiger und die dazugehörige Gletscherwelt doch ziemlich grandios.

Blaue Lacke
Blaue Lacke
Zurckerhütl, Wilder Pfaff, Sulzenau Ferner
Zuckerhütl, Wilder Pfaff, Sulzenau Ferner

Der Einstieg in den nun folgenden sehr langen, 1400 Höhenmeter umfassenden Abstieg sieht auf den ersten Blick nach Kletterei aus, stellt sich dann aber doch als zwar sehr steiler, dennoch gut

Abstieg - Blick Richtung Innsbruck/Nordkette
Abstieg – Blick Richtung Innsbruck/Nordkette

begehbarer Steig heraus. Immer Zuckerhütl und Gletscher auf der einen Seite, das Stubaital bis zur über Innsbruck thronenden Nordkette auf der anderen Seite im Blick, geht es stetig in steilen Kehren bergab bis zur Sulzenau Hütte. Klar, dass hier eine längere, reichlich verdiente Rast inklusive Germknödel (oder was auch immer der Magen begehrt) fällig ist.

Sulzenau Hütte
Sulzenau Hütte

Die Variante über das Peiljoch ist bis auf ein paar kleine Abschnitte weniger mühsam und führt auf den letzten Metern durch eine leicht bizarre Welt aus Felsplatten und Steinmanderl. Hier lebt auch eine Herde Bergziegen, die es sich nicht nehmen lassen an salzigen Bergsteigerbeinen zu lecken 😉

Die wunderbare Aussicht steht der vom Trögler in nichts nach, und als zusätzliches Bonbönchen kann man bis an den Rand des schwindenden Gletschers hinuntersteigen. Über die alte Seitenmoräne des Sulzenau Ferner geht es auf gut markiertem Steig zur Sulzenau Hütte.

Von hier geht es in langen Kehren durch Heidelbeer-, Preiselbee

Blick zur Sulzenaualm
Blick zur Sulzenaualm

r- und Farnbüsche, mit kleinem Abzweig zum ‚Wasserweg‘ entlang des rauschenden Wasserfalls bis zum Talschluss der Sulzenaualm. Ich plane in diesem wunderschönen Tal immer eine weitere Pause ein und tauche meine müden Füße ins eiskalte Gletscherwasser. Die letzten ca. 45 min Abstieg durch den Wald, vorbei am beeindruckenden Grawa Wasserfall schafft man dann auch noch.

Stubai Juli 10, 1 (28)

Grawa Wasserfall
Grawa Wasserfall

Das Stubaital bietet eine rechte gute Busverbindung bis zur Mutterbergalm. So wäre es durchaus möglich die Tour ganz ohne Auto anzugehen, denn alle wichtigen Hüttenaufstiege werden vom Bus bedient. Alternativ kann das Auto an der Mutterbergalm abgestellt werden und man nimmt entweder den Bus ab Grawa dorthin oder mutet seinen Beinen noch den recht schönen Wanderweg zurück zur Mutterbergalm zu.