Unser diesjähriges Weitwanderprojekt, der Lechweg, nähert sich dem Ende. Nachdem wir am letzten Wanderwochenende 30 Kilometer geschafft haben, fehlen nun nur noch 15 bis zum Ziel am Formarinsee.
Und wieder waren es zwei sehr schöne Etappen, auf denen uns
Das letzte Wochenende war wieder einmal reserviert für zwei weitere Etappen auf dem Lechweg. Die Wettervorhersage – die uns ja normalerweise nicht so kümmert – war lausig. Immerhin, der Samstag sollte trocken bleiben, der Sonntag – wie in diesem Sommer schon gewohnt – eher ziemlich nass werden.
Da wir uns davon aber nicht abhalten lassen, sondern einfach das komplette Regensortiment einpacken, ging es bereits Freitag nachmittag los Richtung Lechtal. Einziges Zugeständnis an die Wettervorhersage, wir nahmen das Auto. Teil unserer Weitwanderphilosophie ist es, wenn irgendwie möglich mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu reisen. Meistens ist das recht praktisch, da wir ja Strecken wandern und nicht zwingend an unseren Ausgangspunkt zurückkommen. Im Lechtal gibt es im Sommer einen (wenn man dort auch übernachtet) kostenlosen Bus, der stündlich das Tal rauf und runter fährt. Prima Sache. Da es am Sonntag regnen sollte, wollten wir gerne extra trockene Sachen mitnehmen und Sauna-Equipment, falls das Wandern gar nicht gehen würde. Deshalb also ausnahmsweise das Auto.
Wieder einmal hatte Barbara eine nette, sehr schöne Unterkunft für uns gefunden, in Elmen den Gasthof Kaiserkrone, dem Start unserer inzwischen 5. Etappe auf dem Lechweg von Füssen bis zum Formarinsee. Sehr leckeres Essen und die Entdeckung ‚unseres‘ Bieres! 🙂
Geplant als 5. Etappe war der Weg von Elmen bis Bach, ca. 17km mit ca. 400 Höhenmetern rauf und runter. Der Samstag entpuppte sich als perfekter Wandertag, die Strecke ein Traum an Abwechslung. Steige, Forstwege, auf und ab, grüne saftige Natur, Wasserfälle überall, in bunter Vielfalt blühende Wiesen, ein wilder Lech, malerische Orte. Vieles dem Regen der letzten Wochen zu verdanken, allem voran die in voller Blüte stehenden Wiesen, die sonst längst der Sense zum Opfer gefallen wären.
In Bach angekommen wurde kurz beratschlagt und – wie so oft – waren wir uns einig das schöne Wetter und unsere Wanderlust zu nutzen und weiter bis Stockach zu laufen, ein paar Kilometer, Höhenmeter, schöne Wege und Sonnenstrahlen mehr.
Wirklich überrascht waren wir nicht, dass der Sonntag uns mit Regen begrüßte, die Entscheidung beim Frühstück fiel dennoch zugunsten des Wanderns aus. Zum einen lassen wir uns wirklich ungern wegen des Wetters von unseren Zielen abhalten, Regensachen waren schließlich dabei, zum anderen wollten wir unbedingt dieses nächste Teilstück gehen, weil uns mit der über 200m langen, 110m hohen Hängebrücke ein echtes ‚High’light erwartete.
Von Stockach auf schönem Steig ca. 200 Höhenmeter hinauf und in knapp eineinhalb Stunden bis zur Hängebrücke. Die Ausblicke sind nicht so spektakulär bei Wolken und Regen, aber der Weg macht trotzdem Laune. Barbara findet es gut, dass die Sicht auf und um die Brücke nicht gut ist, sie geht zügig hinüber ohne runterzuschauen. Vielleicht keine so schlechte Idee, aber ich möchte ja fotografieren. Jedes Stehenbleiben lässt einen das Schwanken der Brücke spüren, es sind zum Glück nur eine Handvoll Menschen unterwegs, nicht zu denken, wie es erst wackelt an sonnigen Tagen, wenn 50 oder mehr Menschen auf dieser schwingenden Konstruktion die Aussicht ‚genießen‘? Mir ist ein bisschen schwindelig vom Schwanken, alles andere bereitet mir keine Probleme.
Nachdem wir unser Ziel des Tages, die Hängebrücke, überschritten haben, beschließen wir im inzwischen strömenden Regen nicht mehr weiterzugehen und die Tour in Holzgau zu beenden. Das Schöne an unseren Wochenend-Etappen-Wanderunegn ist ja, dass wir keine Eile haben, flexibel entscheiden können wie weit wir gehen, Ausblicke, Natur und Wegstrecken genießen und auch mal Zeit für kleine Abzweigungen haben.
Statt dessen machen wir noch einen Stop bei den Frauenschuhfeldern in Martinau. Leider haben wir die Zeit der Blüte dieser wunderschönen Orchideenart knapp verpasst, aber nachdem wir im Mai schon vor der Blüte dort waren, wollten wir wenigstens die letzten verblühenden Exemplare sehen. Angeblich soll es sich in diesem kleinen Waldstück um das größte Frauenschuhvorkommen Europas handeln. Nächstes Jahr wird eine Wanderung im Lechtal in der letzten Mai-/ersten Juniwoche angepeilt, dann herrscht hier ein gelbes Blütenmeer.
Der Blick aus dem Zug verspricht perfektes Wanderwetter!
Viel besser konnten wir es nicht treffen – ein Traumwochenende für die Etappen drei und vier auf dem Lechweg. Der Bus entließ uns am Samstag nach 3-stündiger Anreise in Höfen, womit wir nahtlos am Ende unserer zweiten Etappe anknüpften.
Tag 1
Geplant waren 20 Kilometer, die auch locker zu schaffen waren, da keine Höhenmeter zwischen Höfen und Stanzach, unserem Zielort des Tages, anstanden. Das mit dem ‚locker‘ wurde am Abend leicht
Schilderwald
korrigiert, weil diese ebene Tagesetappe fast ausschließlich auf hartem Schotter oder gar Asphalt verläuft, was – bei 20 km – schmerzende Füße verursacht. Zudem verläuft der Radweg zu weiten Teilen parallel, und jeder, der schon einmal auf Radwegen gewandert ist, weiß, dass das ständiges Aufpassen und Hintereinandergehen bedeutet.
Vom reinen Weg her also eine eher nicht so schöne Etappe, auf der wir allerdings entschädigt werden durch die ständige Nähe des Lechs, an den man – auf kleine Trampelpfade ausweichend – hier dicht herankommt und der sich in diesem Teilstück als sogenannter ‚Lechzopf‘ urwüchsig dahinschlängelt. Darüber hinaus öffnet sich der Blick auf die noch schneebedeckten Gipfel der Lechtaler auf der einen und Allgäuer Alpen auf der anderen Seite. Ein herrlicher Anblick, der Lust auf die kommende Bergsaison macht und den Ehrgeiz auf die Besteigung eines Gipfels weckt – yep, an der Kondition muss noch gearbeitet werden, die Motivation ist schon da :-).
Ungebrochene Wanderlust
So sehr uns, vor allem gegen Ende, die Beschaffenheit der Strecke in den Füßen steckte, so sehr genossen wir das schöne Mittagspausenplätzchen am schattigen Lechufer, den grün-leuchtenden Baggersee in Weißenbach, das Begehen der kleineren der beiden Hängebrücken des Lechtals bei Forchach, Enziane und anderes Blühendes am Wegesrand und das erfrischende Fußbad im Lech am Ziel dieser insgesamt dritten Etappe in Stanzach.
In Stanzach hatten wir Zimmer im netten Gasthof Waldhof reserviert, der, wie wir freudig feststellten, direkt neben dem Lech(weg) liegt. Schon bei der Buchung war der Hausherr sehr nett und der
Blick aus dem Fenster
Gasthof stellte sich dann auch als prima Unterkunft für müde Wanderer heraus. Schöne Zimmer erwarteten uns und obendrauf gab es Tipps zum Weiterwandern für den nächsten Tag. Alles in allem sehr persönlich und empfehlenswert!
Tag 2
Nach der Flachetappe des Samstags lechzten wir nach ein paar Höhenmetern und so nahmen wir den Rat unseres netten Gastwirts gerne an und wählten eine Variante über den Baichlstein. Gute 200 Höhenmeter geht es bis zum ‚Gipfel‘ über dem Lechtal, der den Blick – nachdem man durch die Türe tritt 😉 – auf den Lechzopf freigibt und uns somit eine schöne Abrundung des ersten Tages entlang des Lechs bescherte.
Der Lechzopf
Gipfelbild
Wählt man anschließend den langgezogenen Abstieg nach Vorderhornbach, findet man zurück auf den Lechweg. Wir wollten am Lech noch Ausschau halten nach der ‚Frauenschuhblüte‘, aber natürlich waren wir dafür ca. drei Wochen zu früh unterwegs. Beschert hat uns der kleine Umweg eine nette Begegnung. Auf der Suche nach ‚unserem‘ Lechweg kamen wir durch Martinau, wo uns ein Altbauer aufgabelte. Mit den Worten ‚kommt mit, ich muss eh nach meinen Kühen suchen, die sind irgendwo, wo sie nicht hin sollten‘, führte er uns über seinen Waldhang, sich eifrig mit uns unterhaltend, hinauf zum Panoramaweg und ersparte uns ein unschönes Stück entlang der vielbefahrenen Hauptstraße. Die Kühe fanden sich dort übrigens auch :-).
Von Martinau geht es auf dem Panoramaweg immer leicht auf und ab am Hang über dem Lechtal Richtung Elmen, mit, wie der Name schon sagt, Panoramablicken. Auf der Höhe von Krimm muss man entscheiden, ob man weitergehen möchte bis Häselgehr oder absteigt nach Elmen. Da wir mit dem Baichlstein eine Stunde Umweg in Kauf genommen, zudem noch eine 4-stündige Heimfahrt vor uns hatten und Krimm mit einer Erfrischungseinkehr lockte, beschlossen wir mit ca. 15km und 600 Höhenmeter ist der Ehre Genüge getan.
Hier nochmal zur Erinnerung, wir gehen den Lechweg in umgekehrter Richtung von Füssen bis zum Formarinsee.
Etappe 3: Höfen – Stanzach, 20km, keine Höhenmeter, teilweise auf dem Radweg, viel Schotterbelag, manchmal Asphalt, ca. 5 Stunden reine Gehzeit
Etappe 4: Stanzach – Elmen, Abstecher über den Baichlstein und zur Frauenschuhblüte, den Lechweg streckenweise verlassen, ca. 15km, ca. 600 Höhenmeter rauf und runter, überwiegend Steige und Forstwege, 4 Stunden reine Gehzeit.