Von Miami nach Chicago durch drei Jahreszeiten – Novemberglück

Wirklich glauben kann ich das jetzt nicht. Ganz fest hatte ich mir vorgenommen über den November in unseren Landen zu schreiben, wenn ich an Lutz‘ Blogparade zum #Novemberglück teilnehme. Darüber, wie es mir gefällt, dass der Sommer endlich vorbei ist, dass ich die warmen Sachen aus dem Schrank krame und mich wieder in Schals, Mützen und Handschuhe packe auf dem Weg ins Büro. Auf die gemütlichen Sofa-Sonntage, wenn draußen der Wind pfeift und ich mich mit einem Buch in fremde Welten beame. Und so vieles mehr, das mir gefällt an diesem November, der den Winter einleitet und oft den ersten Schnee bringt.

Aber nein, mein Ich sträubt sich und möchte anderes. Mein Ich hat Reiselust und möchte in Erinnerungen schwelgen. Immerhin in November-Erinnerungen, das passt ja zumindest zum Thema. Manchmal gelingt es, dieses Ich umzupolen, dieses Mal ist es hartnäckig. „Schau dir doch mal die Fotos an von dieser Reise 2012, das war doch echt toll“. „Ich möchte aber lieber bunte-Blätter-Fotos aus vergangenen und diesem November raussuchen und über die wunderbaren Herbstfarben schreiben“. „Na bunte Blätter hast du doch in Nashville auch gesehen“. „Aber, aber ……. „. Was soll ich machen, ich gebe nach.

Hier kommt nun also mein so-nicht-geplanter-Blogparaden-Beitrag zum Novemberglück.

November-Reiseempfehlung von Florida nach Wisconsin

Im Jahre 2012 (war da nicht was???) zog es mich gegen Ende des Jahres, am 28. Oktober, um genau zu sein, mal wieder in die Ferne. Es sollte die Abschlussreise meines Auszeit-Jahres werden. Fünf Wochen hatte ich mir Zeit genommen, vom südlichen Zipfel Floridas bis hinauf nach Chicago bzw. Wisconsin zu fahren.

Was diese Fahrt zu so einem besonders erinnerungswerten Erlebnis machte, war nicht nur, dass alles so prima geklappt hat, sondern auch das Reisen durch drei Jahreszeiten in diesem einen Monat, dem November.

Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich bei Schneetreiben von Frankfurt über New York nach Miami flog, den heftigen Hurrikan Sandy in den USA um einen Tag verpassend. In Florida waren die Ausläufer des Hurrikans nur dadurch zu spüren, dass es in Key West, meiner ersten Station, ‚ungewöhnlich kühl‘ für die Jahreszeit war – so um die 25 Grad 🙂 . Für mich also sowas wie angenehme Sommertemperaturen. Die Mosquitos in den Everglades haben sich dadurch nicht stören lassen und schienen hungriger denn je.

Das Bierchen am Abend in reger Gesellschaft von Möwen

Möwen im Everglades NP… und all die anderen Vögel stehen den wenigen Touristen als Fotomodelle bereit…

Das Schöne am Reisen in den USA im November ist, es ist nichts mehr los. In den Parks herrscht eine entspannte Atmosphäre, die wenigen Touristen sind überwiegend Einheimische, die Motels sind günstig und auf den Campingplätzen kann man sich das schönste Fleckchen aussuchen. In Florida sind die ‚Überwinterer‘ noch nicht eingefallen und auch in exklusiven Ecken wie Marco oder Sanibel Island kann man ohne Reservierung essen gehen.

Der Nachteil, manchmal kann es ein wenig einsam werden und beim Alleinreisen auch mal gruselig auf einem nahezu leeren Campingplatz. Aber wie schon erwähnt, ich hatte nur positive Erlebnisse.

Mein Plan damals war, über die Great Smokey Mountains Richtung Norden zu fahren. Aufgrund der geänderten Witterungsverhältnisse durch Sandy kam es dort aber zu einem frühem Wintereinbruch und ein Großteil der Straßen war wegen  Schnee gesperrt.

Für mich kein Problem, wurde eben der Plan geändert. Statt dessen ging es über den Florida Panhandle, einem Abstecher nach St. George Island, wo ich im Autoradio abends die Wahlergebnisse zur zweiten Amtszeit Präsidents Obamas verfolgte, weiter nach Alabama. Im kleinen Gulf Shore State Park direkt an der Küste gefiel es mir so gut, dass ich zwei Tage dort blieb. Die Tage waren immer noch T-Shirt-warm, das Meer durchaus zum Baden geeignet, nur die Nächte im kleinen Zelt schon langsam ungemütlich.

St.George Island Strand
Endlose leere Strände auf St. George Island

St.George Island Strand

Alabama Strand
In Alabama leisteten mir der Reiher und ein paar Pelikane über dem Meer Gesellschaft

Der Sommer neigte sich dem Ende. Aus Mitleid wurde ich morgens von Menschen in großen Mobile Homes zum Kaffee und Aufwärmen eingeladen – die Freuden der Alleinreisenden in der ‚Nicht-Saison‘.

Weiter ging es über Mississippi nach Tennessee (inklusive kleinem Schlenker Graceland, Memphis) und Nashville. Auf der Fahrt Richtung Norden konnte ich der Verfärbung des Laubes quasi in Zeitraffer zuschauen. In Nashville wurde ich vom Temperatursturz so überrascht, dass ich mir in der Stadt einen Pulli kaufen musste.

Baumwollfelder
Baumwollfelder in Mississippi
Abendstimmung auf dem letzten Campingsplatz der Reise in Tennessee

Vor der Grand Old Opry in Nashville

Und dann war der Herbst in vollem Gang. In Kentucky war an Zelten nicht mehr zu denken, dank der Super-Nebensaison und vielen leeren Motels in den hübschen kleinen Städtchen auch kein finanzielles Disaster. Die ansonsten völlig überfüllten Bourbon-Tasting-Touren wurden in kleinen 10er Gruppen durchgeführt und hatten so einen eigenen Reiz. Es gab auch echt viele Pröbchen und nette Unterhaltungen 😉 .

Indianapolis

Beim Kurzbesuch in Indianapolis, wir bewegen uns schon gegen Ende November, war es dann schon Daunenjacken-kalt. Wisconsin empfing mich mit Schnee, der sich allerdings bis Thanksgiving überraschenden, ungewöhnlichen 15 Grad plus geschlagen geben musste.

Zum krönenden Abschluss der Reise gab es vor dem Abflug am späten Abend einen kurzen dreistündigen Rundgang durch das weihnachtliche Chicago.

Seht ihr, deshalb nagte das immer an mir und wollte geschrieben werden. Das ist doch echtes Novemberglück.

Chicago Chicago Chicago Chicago Chicago

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