Sprechen wir von Besuchen nach New York, dann meinen wir Reisenden meistens Manhattan. Auch wenn wir mal kleine Erkundungen in andere der 5 Stadtbezirke machen, liegt auf Manhattan das Hauptaugenmerk – verständlicherweise.
Auch bei meinen inzwischen vier Aufenthalten im Big Apple, gab es nur kurze Ausflüge in andere Stadtteile. Manhattan hat so viel zu bieten, dass man sich sowieso schon einschränken muss.
Mein Verhältnis zu New York ist eher zwiespältig. Das mag daran liegen, dass ich erst relativ spät bei meinen USA-Reisen das erste Mal dort war und längst einer anderen Stadt verfallen war: Chicago. Es kann auch sein, dass es nie die richtige Zeit war oder einfach daran liegt, dass mir New York, Manhattan, zu voll, zu laut, einfach von allem zu viel ist. Vielleicht hat mir aber einfach immer nur der Nacken weh getan, weil der Blick automatisch nach oben gerichtet ist und die Straßen dadurch wie enge lange Fluchten escheinen 😉 .
Die Faszination ist dennoch nicht zu leugnen, sonst wäre ich 2019 auch nicht mit Vorfreude noch einmal hin.
3x New York – die Vorgeschichte
Vor der Reise nach New York in 2019 war ich bereits dreimal dort. 2004, 2005 und 2008. Nachdem alle Besuche nach 9/11 stattgefunden haben, hab ich das World Trade Center nie gesehen. In allen drei Jahren war an der Stelle des WTC noch ein großes Loch. Schwer zu ertragen und noch so geprägt von Schrecken und Trauer. Für mich einer der nachhaltigsten Orte in der Stadt.
2004
Mein erster Aufenthalt in New York 2004 war zu einem besonderen Ereignis: dem New York Marathon. Oh nein, ich bin den nicht gelaufen, aber die sieben Freunde, die dabei waren. Als einziger Fan für sieben Läufer hab ich meinen eigenen, etwas anderen Marathon absolviert. Tatsächlich hab ich es geschafft alle Freunde während dieses Großevents ein- bis dreimal gesehen zu haben. Und das bei so unterschiedlichen Laufzeiten zwischen 3h30 und 5h20. Mit Strecken-, Stadt- und Metroplan ausgerüstet, die Laufzeiten der einzelnen Freunde einberechnend, damit ich an mindestens drei unterschiedlichen Stellen stehen und anfeuern konnte. Ich erinnere mich, dass es trotz der Anstrengung ein großer Spaß war mit ca. einer Million Zuschauer unterwegs zu sein. Adrenalin pur. ‚Meine‘ sieben Läufer haben es übrigens alle ins Ziel geschafft.
Insgesamt hatten wir uns acht volle Tage für die Stadt Zeit genommen. Für Anfang November war es damals ungewöhnlich schönes Wetter und relativ warm. Im großen Trupp durch Manhattan laufen fanden wir alle nicht so sinnvoll, jeder hatte auch ein bisschen andere Interessen, und so sind wir meistens nur zu zweit unterwegs gewesen. Wir hatten damals ein Hotel (auf die Marathonis eingestellt, also gutes Frühstück 😉 ) in New Jersey. Ein Fehler, wie sich herausstellte, da wir nur mit dem Bus durch den Tunnel unter dem Hudson River nach Manhattan fahren konnten, was oft über eine Stunde Fahrtzeit bedeutete. Das heißt, mal schnell ins Hotel ausruhen und dann nochmal los war nicht drin.
Tagsüber trafen wir uns mal zu Marathon-Vorbereitungen oder gemeinsamem Essen und abends waren wir eigentlich immer im Hotel.
Am Tag des Marathonlaufs wurden die Läufer schon sehr früh im Hotel abgeholt und ich bin ganz entspannt etwas später nach Manhattan gefahren. An einem Sonntag Morgen durch die Straßen Manhattans schlendern. Vorbei am menschenleeren Bryant Park, in
dem sonst hunderte New Yorker ihr Mittagsessen einnehmen, keine hupenden, lärmenden Autos in den Straßen, nur vereinzelt Menschen unterwegs, unfassbar für mich. Drei Stunden bin ich so völlig entspannt durch das schlafende Manhattan gestreift, was mir auch heute noch als damals schönster New York Moment in Erinnerung ist.
2005
Nachdem uns New York 2004 fasziniert hatte, die Reise aber so stark durch den Marathon geprägt war, bin ich mit einem der Freunde ein Jahr später noch einmal hin. Im Rahmen einer größeren Rundtour über Pennsylvania nach Chicago und rund um die großen Seen. Zum Abschluss sollten es 4 Tage New York sein. Dieses Mal hatten wir uns den Luxus gegönnt und ein Hotel direkt am Madison Square Garden gebucht, das altehrwürdige ‚New Yorker‘.
Diese Tage habe ich als besonders anstrengend in Erinnerung, auch wenn ich mich der Faszination der Stadt nicht entziehen konnte. Es war August. Vermutlich einer der heißesten Monate des Jahres. An sich nicht unbedingt ein Problem, waren wir doch an die sommerlichen Temperaturen gewöhnt durch die vorangegangen Wochen. Womit wir unerfahrenerweise nicht gerechnet hatten waren die Klimaanlagen in nahezu jedem Gebäude und in der Metro. Der ständige Temperaturwechsel zwischen 40°C und 20°C hat mir voll den Rest gegeben. Draußen durch die Häuserschluchten in der Hitze laufen war kaum möglich und so sind wir in die klimatisierten Räume des MoMA und Guggenheim Museums geflüchtet, haben uns in Buchhandlungen rumgedrückt oder Cafes aufgesucht. Ein Vorteil bei einem Besuch im August ist die relative Leere in Manhattan, weil viele New Yorker vor der Sommerhitze aus der Stadt flüchten.
2008
Beste Jahrezeit: Mai, gleiches Hotel wie 2005 (unter anderem Namen), Erfahrungswerte aus den vorherigen Aufenthalten, gewusst wie das Metro-System funktioniert, mit 6 vollen Tagen genügend Zeit, keine andere Reise drumherum, Konzentration nur auf die Stadt. Beste Voraussetzungen.
Anlass zu diesem Flug in den Big Apple war der 50. Geburtstag einer Freundin, mit der ich zuvor schon einige USA-Campingreisen gemacht hatte und mit der ich die Chicago-Liebe teile. Eine weitere Freundin schloss sich uns an, allerdings mit eigener Agenda. Wir trafen uns letztlich immer nur zum gemeinsamen Abendessen.
Wer, wie meine Reisefreundin und ich, schon so viel gemeinsam unterwegs war, weiß um die Stärken und den Reiserhythmus des jeweils anderen. Das funktioniert sonst nicht. Städte sind eine besondere Herausforderung, weil oft die Erholungs-Möglichkeiten fehlen. Aber wir haben das prima hinbekommen.
Zwei Dinge, die uns auf unseren Reisen immer verbunden haben: 1. nicht zu viel planen, vorgeben und damit offen bleiben für spontane Entscheidungen. 2. Ruheräume und Ausweichmöglichkeiten schaffen.
Ich muss gestehen, dass ich mich relativ wenig auf diese Woche vorbereitet hatte, nach zwei Aufenthalten wollte ich möglichst viel von der Stadt einfach auf mich wirken lassen. Es gibt einen Punkt, den ich bei allen Aufenthalten genau so wollte. Der Start in die Besichtigung von Manhattan beginnt in Brooklyn Heights mit einem Gang über die Brooklyn Bridge hinein in den Financial District. Schlendern durch Brooklyn Heights ein kleines Highlight, mit Stop in einem der kleinen netten Cafes, an der Promenade schlendern und auf die Skyline am gegenüberliegenden Ufer des East River schauen.
Ich finde das ist ein perfekter Start in die Stadt. Mehr hatten wir nicht vorgeplant. Letztlich entschieden wir morgens beim Frühstück im 24h-Diner in unserem Hotel, welchen Teil Manhattans wir durchstreifen wollten. Mit Reiseführer und Stadtplan bewaffnet stiegen wir dann an irgendeiner Metro-Haltestelle aus und liefen kreuz und quer durch das ausgewählte Viertel. Wenn wir eine Pause brauchten, wurde ein Cafe aufgesucht oder für uns Lesejunkies noch besser: eine Buchhandlung.
Klar haben wir auch ein paar Must-See besucht, rauf aufs Empire State Building und ins Rockefeller Center, ins MoMA und die Grand Central Station.
Letztlich aber waren die ungeplanten Streifzüge, vor allem durch die südlichen Stadtviertel, die Momente, in denen wir die Stimmung New Yorks einfangen konnten.
Als uns nach drei Tagen der Stadtkoller überkam, alles zu voll, zu laut, zu hektisch, beschlossen wir eine ‚Stadtpause‘. Wir setzten uns in die Metro und fuhren nach Coney Island. Später hat man uns für ein wenig verrückt erklärt, dass wir einfach einen Tag an den Strand fuhren, wo es doch in Manhattan so viel anzuschauen gäbe.
Für uns war es genau das, was sein musste. Es empfing uns ein menschenleerer Strand, das Wasser lud sogar zum Baden ein, ein Bummel an der Strandpromenade und Fish und Chips im Stehen. Es fühlte sich an wie ein Urlaubstag im Urlaub 🙂 . Frisch gestärkt konnten wir uns die nächsten drei Tage wieder ins Getümmel der Metropole stürzen.
2019
… nein, das wird jetzt zu lange. Geplant war beim Schreiben eigentlich nur eine kurze Zusammenfassung der drei New York Aufenthalte. Die Erinnerungen haben mich überrannt und ich musste mich schwer zurückhalten die alten Reisetagebücher herauszukramen. Da hätte es kein Halten gegeben.
Ich denke, 2019 verdient einen eigenen Blogpost! Folgt demnächst.
P.S.
Von 2004 und 2005 gibt es hier übrigens quasi keine Fotos, weil ich da noch Dias gemacht habe, mit Ausnahme des Beitragsbildes. Ich hab es trotz der schlechten Qualität verwendet, weil es das ‚ältere‘ Feeling so gut wiedergibt 😉 . 2008 hatte ich meine erste Mini-Digitalkamera, deren Bildqualität schon erstaunlich gut war.
Liebe Claudia!
Vielen Dank für deinen großartigen Block und die vielen praktischen Tipps :-)! Wir wollen in zwei Jahren mit unseren Mädels (dann 13 und 15) eine Tour in den Westen der USA machen und sind begeistert, dass es laut dir ohne Probleme wieder ein geliebter Zelturlazb werden kann :-D! ( Rückt das ganze Unternehmen auch finanziell in machbarere Gegenden…) Aber natürlich will die große auch unbedingt nach NY und obwohl es uns andere drei da bisher nicht so hinzieht, checken wir natürlich, ob wir das eingebaut kriegen… Deine Beschreibungen klingen sehr passend für mich und die Flucht nach Coney Island werde ich mir auf jeden Fall schon am merken ;-)!
Mach weiter so und wir hoffen alle, dass innerhalb der nächsten zwei Jahre auch in den USA wieder eine Nach-Corona-Normalität einkehrt…
Viele Grüße
Mareike
Liebe Mareike, vielen Dank für den schönen Kommentar. Ich werde natürlich noch vom New York Aufenthalt 2019 schreiben, da sind dann hoffentlich ein paar praktische Tipps und Anregungen für die Tochter dabei 😊
Gutes Planen
Claudia