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2015 – zweimal USA, ein neuer Job und ein Ausblick

Gerade habe ich mir meinen persönlichen Rückblick des letzten Jahres angeschaut und dabei erkennen müssen, dass die neun Kategorien aus 2014 in 2015 keinen echten Platz gefunden haben.

Es gab einiges in diesem vergangenen Jahr 2015, von dem ich gerne mehr gehabt hätte. Einiges, das ich vermisst habe, Dinge, die ich gerne gemacht hätte, Menschen, die ich gerne getroffen hätte, Kontakte, die ich gerne gepflegt hätte. Aber wir wissen alle, so funktioniert Leben nicht, also wird das Beste aus jeder Situation gemacht, und wenn es mal ganz mies ist, dann sind Trauer, Unglücklichsein, Unzufriedenheit, die ganze Palette durchaus erlaubt – nur weitergehen hinterher, das muss es auf jeden Fall!

Das soll nun nicht bedeuten, dass es ein schlechtes Jahr gewesen ist, ganz im Gegenteil, das Resultat steht klar auf der Plus-Seite. Warum einiges auf der Strecke blieb, dazu am Ende mehr.

Kommen wir lieber zu den – traditionellen – Highlights in Fotos.

Florida 2015 1. Das Reise-Jahr begann im Januar in Florida. Ein zweiwöchiger Trip mit meinem Bruder, unserem ersten gemeinsamen großen Urlaub seit … hm, kann mich nicht erinnern, wahrscheinlich als wir Kinder waren. Was soll ich sagen, es war toll und ich glaube wir würden es beide wieder machen.

USA Wisconsin 2015 Das Reise-Jahr endete mit einem zweiwöchigen Urlaub in Wisconsin über Thanksgiving. Davon wird gerade noch ein wenig gezehrt.

Ryan Bingham München 20152. Ein grandioses Konzert im Februar, Ryan Bingham solo unplugged vor 200 Gästen. Das wird sicher auf lange Sicht mein ungeschlagenes Konzert-Highlight sein.

Passenger München 2015Passenger auf dem Tollwood. Andere Atmosphäre, beeindruckend, unterhaltsam, ein fantanstischer Musiker. Wird in Erinnerung bleiben.

stARTcampry15 20153. stARTcamps – das gehört zu dem Punkt Events, die ich gerne mehr besucht hätte. So hat es nur zu zweien gereicht, München und RuhrYork im Dortmunder U (Foto). Immer eine Reise wert.

ironbloggerMUC-blogparade-muenchen 20154. Bloggen – noch halte ich tapfer durch, aber ich gestehe, es gab den ein oder anderen Durchhänger dieses Jahr. Dafür kann ich nur um Verständnis bitten. Besonderen Spaß hat mir die IronBlogger-Blogparade rund um das Thema München gemacht. Ebenso wie die Blogparade der Augsburger Blogger zum Thema Augsburg.

20155. Gelesen habe ich definitiv zu wenig, das muss sich nächstes Jahr wieder ändern! ‚Makarionissi‘ von Vea Kaiser war eines meiner Buchhighlights, neben ‚Die Schatten von Race Point‘ von Patry Francis und Neal Stephensons ‚Seveneves‘. Ein paar mehr Bücher waren es natürlich schon, meist sehr Unterhaltsames wie eine ganze Reihe Titel der Vielschreiberin Lindsay Buroker, die es bisher nur auf englisch gibt.

Berlin 20156. Ein bisschen Fußball gab es doch. Keine Dauerkarte für den FC Augsburg, nur bei ein paar Spielen live dabei, dafür das Highlight des DFB-Pokal Endspiels in Berlin Borussia Dortmund – VFL Wolfsburg.

Chorwochenende 20157. Eine neue Leidenschaft ist dazu gekommen, seit etwas mehr als einem Jahr singe ich in einem kleinen privaten Chor und hab einen Riesenspaß dabei. Im August gabs ein Chorwochenende im Bayerischen Wald in ziemlich idyllischer Kulisse. Nächstes Jahr gerne wieder.

20150108. Draußen sein und die Kamera dabei haben so oft es geht. Unbedingt beibehalten und als Prime Time genießen.

Immenstadt 2015
Auf dem Mittag bei Immenstadt
Immenstadt 2015
Im Allgäu
Murnau 2015
Murnauer Moos
Saar-Hunsrück-Steig 2015 068
Auf dem Saar-Hunsrück-Steig
Saarschleife 2015
Saarschleife

9. Eigentlich dachte ich das Wandern ist komplett zu kurz gekommen, weil ich sonst weitaus öfter auf Tour gehe, die ein oder andere Wanderung ist es doch geworden. Ganz besonders war der erste Deutsche Bloggerwandertag auf dem Saar-Hunsrück-Steig, den ich unbedingt noch ein paar Etappen weiter wandern möchte.

Was ist nun der Grund, warum so viele Aktivitäten der letzten Jahre in 2015 keinen Platz gefunden haben?

Wie schon im Titel zu entnehmen, ich habe einen neuen Job. Im Februar gings los in München bei der Buchhandlung Biazza, zehn Monate pendeln, ziemlich früh aufstehen – yep, auch mir zu früh – viel Spaß an der Arbeit, super Kollegen (die Chefs inklusive) und gefühlt permanent müde. Nach einer langen Strecke des Zeit-habens, ging einfach nicht mehr viel nebenher. Ausflüge an Wochenenden beschränkten sich auf Fahrten zu den Eltern sowie ab und an einen Tag zum Wandern.

Es war ein gutes Jahr, weil es an der Zeit war wieder regelmäßig zu arbeiten, weil ich bereit war für etwas Neues, weil ich die Freizeit gegen Ende nicht mehr genießen konnte und vom Faktor Finanzen wollen wir hier gar nicht reden. Ich denke, ich habe die Zeit gebraucht und hatte den Luxus, sie mir zugestehen zu können. Jetzt gibt es ein neues Kapitel.

2015Zum 1. Januar hat die Buchhandlung Biazza die Schmidsche Buchhandlung in Augsburg übernommen, in der ich von nun an, gemeinsam mit einem Kollegen (und guten Freund) arbeiten werde. Die Vorbesitzer sind in den verdienten Ruhestand gegangen, und irgendwie hat sich alles wunderbar ineinander gefügt. Zuletzt gab es noch ein nettes Abschiedsmittagessen zusammen und ein bisschen mulmig war uns wohl – aus unterschiedlichen Gründen – allen zumute.

Ich schwanke zwischen Respekt vor der neuen Aufgabe und Freude darüber nochmal etwas ganz Neues zu beginnen und gestalten zu können.

Wenn ihr mal in Augsburg seid, kommt doch vorbei. Unser Büro ist von Montag bis Freitag 8:30 bis 16:00 Uhr auf jeden Fall besetzt und man findet uns in der Katharinengasse 13, mitten in der Stadt.

Auf ein wunderbares 2016!

Es herbstelt oder eine Hommage an die Jahreszeiten

Wir haben dieses Phänomen jedes Jahr, es herbstelt. Und jedes Jahr freue ich mich darüber. Der Herbst in unserer Hemisphere ist eine tolle Jahreszeit, und das allem voran aus Gründen der Farbenvielfalt.

Herbst 2015Überhaupt, stelle ich jedes Jahr aufs Neue fest, das ich ein Jahreszeiten-Fan bin. Vor vielen vielen Jahren habe ich einen Herbst und Winter bei uns ‚ausgelassen‘ und bin durch Australien gereist. Auch dort bin ich gegen Ende der Reise in den Herbst gekommen und sogar ein wenig in Kälte auf dem Mount Kosciuszko, Herbstfärbung und -stimmung kamen aufgrund der eher Eukalyptus-geprägten Vegetation aber nicht auf. Zurück in Augsburg wurde mir bewusst wie sehr ich diese beiden Jahreszeiten – wenn auch nur dieses eine Mal – vermisst habe.

Herbst 2015
Am Stempflesee im Augsburger Siebentischwald

Natürlich höre ich die Unkenrufe, dass wir ja eigentlich gar keine echten Jahreszeiten mehr haben, die Sommer (mit Ausnahmen) nass und trübe, laue Sommerabende gehören Erzählungen aus früheren Zeiten an. Die Winter, mit Ausnahmen, ebenso nass und trübe, darüber hinaus kalt und düster, an sonnige Schneetage erinnern sich … hm, meistens nur die ‚in die Berge‘-Geher, und die auch nicht immer.

Frühling und Herbst sind sowieso zu kurz und wegen der seltsamen Temperaturen auch nicht mehr das was sie mal waren.

Herbst 2015Ich gebe zu, seit ich regelmäßige Besucherin im Fußballstadion bin, dauert der Winter gefühlte achtzig Prozent der Saison, man friert eben schnell bei zwei Stunden relativen Stillsitzens (bei Mannschaften mit höherer Torfrequenz mag das anders sein 😉 ).

Herbst 2015Die Langstreckenwanderungen über das Jahr verteilt haben mir wieder eine neue Perspektive auf den kausalen Zusammenhang zwischen Jahreszeit, Wetterverhältnis, Bekleidung und den inneren Schweinehund eröffnet. Konsequent im Januar beginnend, uns an die vereinbarten Wochenenden haltend, auch wenn die Wettervorhersage öfter mal zu erstaunten ‚ihr werdet doch die Wanderung absagen, oder?‘-Bemerkungen führte, konnten wir feststellen, dass es draußen meist nicht so schlimm kam wie befürchtet. Oft genug entwich uns der Satz ’super, dass wir losgegangen sind, es war ein wunderschöner Tag, eine tolle Wanderung‘.

Herbst 2015
Zwischen den Bäumen lugt ein traumhafter Biergarten, das ‚Parkhäusl‘, heraus – auch an Winterwochenenden geöffnet!

Es ist unglaublich faszinierend den Verlauf der Jahreszeiten auf ausgedehnten Wanderungen durch die Natur zu erfahren. Jeder Monat, jede Veränderung hat ihren eigenen Reiz und Schönheit findet sich auch in kleinen Entdeckungen am Wegesrand. Wenn man sich allen Unbillen zum Trotz auf den Weg macht, sich den ein oder anderen Kilometer durch Wind und Wetter auch mal erkämpfen muss – nein, nicht alles ist reines Zuckerschlecken, es gibt genauso Frust und Jammern – entsteht eine Zufriedenheit, die mit wenig zu vergleichen ist.

Ich mag sie alle, unsere Jahreszeiten, den Herbst vielleicht ein bisschen mehr als die anderen und der Winter gewinnt das Rennen gegen den Sommer, aber das Tolle ist ja, wir reden hier von einem (noch) immer wiederkehrenden Kreislauf.

Ähm, nur mal leicht abgeschweift. Eigentlich wollte ich hier und heute über den Stadtwald südöstlich an Augsburg angrenzend schreiben, nachdem ich am gestrigen wunderschönen Herbsttag einen kleinen Radelausflug dorthin (inklusive Kamera) unternommen habe und überwältigt wurde von den Farben, die im Sonnenlicht zur Geltung kamen. Und eigentlich wollte ich hauptsächlich ein paar Bildchen unterbringen.

Hochablass, Wasserwerk am Lech
Hochablass, Wasserwerk am Lech

Nun denn, eine Hommage an unsere vielseitigen Jahreszeiten war längst überfällig :-). Freuen wir uns also auf die Sonnenseiten des Winters, vergessen nicht, dass der nächste Frühling kommen wird und retten uns mit der uns nachgesagten Gemütlichkeit, ein paar guten Büchern, Glühmarktbesuchen und Bewegung an recht frischer Luft über die trübsten der Wintertage hinweg.

Einer paddelt immer - im Eiskanal, Augsburgs Kanustrecke
Einer paddelt immer – im Eiskanal, Augsburgs Kanustrecke
Der Lech zur blauen Stunde
Der Lech zur blauen Stunde

 

Pendeln von A nach M

Ich pendle. Zur Arbeit. Seit ein paar Monaten und bald auch schon wieder nicht mehr.

Es gibt vieles, das ich nicht daran mag, allem voran das frühe Aufstehen und die Abhängigkeit von einer Bahn, die Pendler – nach Anschein – mehr wie eine lästige Notwendigkeit denn als zahlende Kunden behandelt.

Aber das soll hier nicht das Thema sein.

Ich mag vieles am Pendeln und vermutlich werde ich es vermissen.

Ich kann dann natürlich auch nicht mehr schimpfen. Über die Bahn zum Beispiel. Das hebe ich mir dann für Langstrecken auf. Oder jammern. Über den viel zu wenigen Schlaf. Oder die nervenden Mitpendler. Die meisten Pendler sind eben dieses: Pendler. Und benehmen sich auch so, also rücksichtsvoll, der frühmorgendlichen Tranigkeit bzw. der allabendlichen Müdigkeit entsprechend.

Trotz dieser Gemütszustände genieße ich es, meine Umgebung aus dem Augenwinkel wahrzunehmen und bin immer wieder fasziniert davon, was alles so hängenbleibt, vor allem, wenn man bedenkt, dass für mich diese Zugfahrten wertvolle Lesezeit sind.

Überhaupt, man sieht viele Leser in den Zügen und S-Bahnen. Die Zeitungsleser, die eReader-Leser, die Smartphone- und Tablett-Leser, die Buchleser, die Lernstoff-Leser usw. Sprechen ist in Pendlerzügen eher verpönt, auch wenn es hier natürlich Ausnahmen gibt. Frühstückstüten-Raschler werden grantig angeschaut, auch wenn sie es nicht wirklich registrieren oder ausblenden, sonst würden sie es ja lassen, oder? Urlaubsreisende mit größeren Gepäckstücken mögen wir in den frühen Zügen, die spätestens ab dem vierten Haltebahnhof keine Sitzplätze mehr bieten, gar nicht. Das gibt nur Stress. Nehmt doch bitte den ICE, der hat Gepäckfächer. 😉

Ich fahre ca. 45 Minuten von Bahnhof zu Bahnhof, und liebe es zwischen dem Lesen auch mal rauszuschauen. Jetzt beginnt die Zeit, in der es morgens gerade dämmert. Das Licht ist dann besonders schön und wenn es ganz klar ist, dann sieht man im Süden die Alpen. Wunderschön. Und die Farben der Natur, die Wolken, die draußen am Fenster vorbeiziehen – ein schöner Einstieg in den Tag. Das werde ich vermissen.

Pendeln

Hunderte von Menschen wirft der Zug am Zielbahnhof aus. Ich stelle mir manchmal das Bild aus der Vogelperspektive vor. Wie wir alle aus den Zugtüren herausströmen auf den Bahnsteig, einander ausweichend, langsamer Laufende überholend, ohne sich zu berühren, sich aufteilend auf die unterschiedlichen Ziele nach der Bahnfahrt, ein Meisterwerk an morgendlicher Koordination.

Mein Weg geht zu einem anderen Gleis, ich steige um in eine Privatbahn, die mit nahezu erschreckender (und manchmal ungewünschter) Pünktlichkeit aufwartet. Hier am Bahnsteig herrscht Ruhe, die meisten Mitreisenden kennt man inzwischen.

Da ist der junge Mann, der jeden Morgen am Bahnsteig auf der Bank sitzt und eine Zigarette raucht. Manchmal unterhält sich ein Fahrgast mit ihm, manchmal sitzt er einfach nur da. Ich weiß nicht, was er da tut, habe ihn bisher nie angesprochen und gefragt – vielleicht mache ich das noch, vielleicht soll es einfach eine offene Geschichte bleiben, mal sehen. Er steigt nie ein in den Zug, bleibt immer zurück, wenn wir abfahren.

Oder die junge Frau, die oft auf den letzten Drücker in den Zug springt, sofort in die Toilette geht und sich mit Toilettenpapier die Nase putzt, bevor sie sich einen Platz sucht. Ich überlege, ob ich ihr mal ein Taschentuch anbieten soll, aber das Ritual ist irgendwie so seltsam, dass ich einfach staunend beobachte.

Der Mann, der offensichtlich eine noch weitere Anfahrt hat als ich, den ich oft vor Abfahrt des Zuges noch genüsslich eine rauchen sehe, der sich mir gegenüber setzt und dann sofort seine Frau anruft um ihr zu sagen, dass sein Zug mal wieder Verspätung hatte und er beinahe diesen unseren Anschlusszug verpasst hätte und immer das Gespräch beendet mit ‚hab dich lieb‘.

Ja, und die ältere Frau, die diverse Taschen und Tüten mit sich herumträgt und jeden Morgen in den Tiefen ebendieser auf die – erfolgreiche, aber aufwändige – Suche nach ihrem Fahrschein geht.

Das werde ich vermissen, die kurzen Einblicke in das Leben anderer, die Geschichten, die ich mir ausdenken könnte, das Schmunzeln über die Angewohnheiten.

Rituale, ich, morgens? Ach was. 🙂

Dass ich versuche immer einen Platz auf der ‚Südseite‘ des Zuges zu ergattern liegt doch nur daran, dass ich die Alpen sehen will, wenn sie denn zu sehen sind. Und dass ich im anderen Zug jeden Tag den gleichen Platz neben der Türe wähle ist lediglich dem Pragmatismus geschuldet, dass ich nur drei Haltestellen fahren muss.

Trotz all der Dinge, die ich vermissen werde, das Pendeln an sich wird es nicht sein. Ich habe ganz großen Respekt vor den Menschen, die das über Jahre durchhalten, für mich ist das nur ein kurzes einjähriges Intermezzo und ich kann daraus das Beste machen mit dem Bewusstsein, dass es bald vorbei sein wird.

…und jetzt muss ich mich mental auf die beiden härtesten Wochen der München-Pendler einstellen, nichts geht über Züge voller betrunkener Wiesn-Besucher – O’zapft is.

Pendeln