Karneval in Trier, ein Relikt aus der Vergangenheit – 4aus7, Nummer zwei 2018

Ja, ich bin über Karneval, bzw. Fasenacht, wie man hier sagt, nach Trier gefahren.

Nein, natürlich bin ich nicht hier, um mich in den Jecken-Trubel zu stürzen.

Aber, wo ich nun schon mal hier bin, kann ich ein bisschen sinnieren. Zum Beispiel darüber, dass ich früher, in jungen Jahren, so zwischen 16 und 25, sehr wohl an dieser 5. Jahreszeit teilgenommen habe. Sogar meine erste große Liebe hab ich im Faschingstreiben gefunden.

Damals waren wir eine Clique, denn nur so macht das auch Spaß. Wir wollten tanzen und feiern, ausgiebig. Vom Weiberfasching am Hauptmarkt bis zur Vuptus-Beerdigung am Aschermittwoch in der Trierer Löwenbrauerei wurde quasi durchgefeiert. Man traf sich am Abend in einer Kneipe, schlug sich die Zeit um die Ohren, um dann ab Mitternacht kostenlos auf den Faschingsbällen einlaufen zu können. Dann wurde bis morgens abgetanzt. So ging das 5 Tage lang.

Verkleiden war tatsächlich nie so mein Ding, aber ohne ging es auch nicht. Also wurde aus dem elterlichen Kleiderschrank irgendwas entwendet, sehr zur Freude meiner Mutter ?.

Am Rosenmontag war es immer besonders anstrengend (damals hab ich das vermutlich nicht so empfunden), weil ja der Zuch anstand. Das ein oder andere Stündchen musste da schon investiert und lauthals ‚Helau‘ gerufen werden. Anschließend nach Hause gehen lohnte nicht und wollte sowieso niemand. Da zieht man nämlich durch die Kneipen.

Dass die Hälfte der Einwohner nach diesen anstrengenden Tagen krank war, verwundert sicher niemanden.

In den ersten Jahren meines Studiums in Augsburg, bin ich noch zur Fasenacht nach Trier gekommen. Irgendwann hörte das auf und damit auch das Interesse an diesem ganzen Trubel.

Dieses Jahr habe ich festgestellt, dass ich ewig lang nicht mehr zur Karnevalszeit in Trier war. Und offensichtlich auch nichts versäumt habe.

Es ist trüb. Das ist es im Winter hier oft. Es hat mich erstaunt, wie wenig in der Stadt vom Fasching zu merken ist. Klar, die Geschäfte haben geschlossen, es gibt besondere Backwaren und die Deko im Heim meiner Eltern ist angepasst. Aber in der Stadt schleichen die üblichen Touristen rum, man sieht keine verkleideten Jecken und selbst die Hotels haben Nebensaisonpreise.

Ich merke, ich bin raus.

Ich bin – wie jedes Jahr Mitte Februar – auf Elternbesuch. Weil der Geburtstag meines Vaters dieses Jahr auf den Aschermittwoch fällt. Der 92. Und deshalb gebührt ihm das vierte Bildchen in meinen 4 aus 7. Mein Lieblingsfoto von ihm. Er wird so um die 40 gewesen sein und genießt ein Ski-Päuschen in der Sonne. Er sieht so toll entspannt und zufrieden aus.

Es sind solche Momente, die in Erinnerung bleiben sollten. So wie meine, an unbeschwerte Faschingstage, wo uns nichts anderes interessiert hat, als möglichst viel Spaß zu haben.

 

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.