Natur, Kultur und ein bisschen Bewegung – (m)ein Wochenende

Heute an diesem lauen Sommer-Sonntag-Abend nutze ich meinen Blog mal nur als Wochenendtagebuch. Denn so ein Ausflugs-Wander-Wochenende hat einfach den Flair und Erholungswert eines Urlaubes.

Pfronten - Füssen 27.6.15 001
Blick zum Aggenstein

Von Pfronten nach Füssen

Samstag stand eine Wanderung von Pfronten nach Füssen an, über die Ruine Falkenstein und den Salobergrat, vorbei am Alatsee, mit Blick auf die gegenüberliegenden Tannheimer Gipfel. Ich habe die Tour letztes Jahr an meinem Geburtstag gemacht und auch ausführlich darüber berichtet. Regnen sollte es erst am Nachmittag, das hat nicht ganz gestimmt. Zweimal wurden wir ordentlich geduscht, da konnte uns auch die einladende ‚Badeanstalt‘ nicht mehr von einem Schwimmstop überzeugen.

Ein tolles Naturschwimmbad am Alatsee, erinnert ein wenig an Kindheit
Ein tolles Naturschwimmbad am Obersee, erinnert ein wenig an Kindheit

Trotzdem war es eine wirklich schöne Wanderung. Die Natur nach einem Regenguss hat ihre eigenen Reize und das Wandern bei kühleren Temperaturen, vor allem wenn ein paar Höhenmeter dabei sind, ist auch angenehmer als in brütender Hitze.Pfronten - Füssen Pfronten - Füssen Pfronten - Füssen Pfronten - Füssen Pfronten - Füssen Schon klar, dass man unter solch leicht widrigen Umständen seinen Energiehaushalt mit einer kleinen Zwischenmahlzeit auffrischen muss. 😀

Murnau

Anlass des Sonntagsausfluges war der letzte Tag der Paul Klee-Ausstellung im Schlossmuseum in Murnau. Eine Fahrt nach Murnau nur wegen der Ausstellung hätte wohl nicht gelohnt, aber die Gegend dort ist einfach wunderschön und läd zum Wandern vor der traumhaften Kulisse der Berge ein.

Murnau Die eher überschaubare Ausstellung war schnell durchschritten, die Sonnenterrasse des Museumscafes lockte noch auf einen ‚Latte‘ und Murnau 28.6.15 004schon gings los in Richtung Murnauer Moos. Nach einer Stunde etwas ärgerlichem Herumirren (Sicht und Sonnenschein haben uns Murnau 28.6.15 015versöhnt) konnten wir endlich im anvisierten Biergarten das verdiente, sehr leckere, Mittagessen genießen.

Lieber Murnauer Fremdenverkehrsverein, Murnau hat doch mehr zu bieten als den Staffelsee und das Gabriele Münter Haus, beides ist nett ausgeschildert. Alles andere, zum Beispiel den Weg zum Murnauer Moos, zum Schlossmuseum, Wanderwege generell, sucht man vergeblich im Stadtbild. Schade eigentlich. Kritik Ende.

Murnau ist ein wirklich hübsches kleines Städtchen, es wird schon Murnau  (2)seinen Grund haben, warum es die Maler des Blauen Reiter hierher gezogen hat. Wer einmal im Gabriele Münter Haus war und den Blick auf den Staffelsee genossen hat, bekommt eine Vorstellung. An einem Sommertag wie heute springen einem die leuchtenden Farben der idyllischen Landschaft entgegen.

Murnau 28.6.15 017Murnau 28.6.15 020Unser Weg führte uns vom Biergarten am Murnauer Moos über die Drachenstich-Schlucht und den gleichnamigen Rundweg ‚rüber‘ zum Staffelsee, der – im Gegensatz zum Vortag – zum Baden einlud und weiter zum Bahnhof.

Beide Ausflüge wurden von Augsburg aus mit der Bahn gemacht, wobei Murnau von uns aus in eineinhalb Stunden zu erreichen ist, während man nach Pfronten die doppelte Zeit einplanen muss.

 

stARTcamp RuhrYork 2015 introducing ‚Operatic‘ mit ‚The Cast‘

Die Lego-Spielgruppe hat da mal was zusammengebaut...
Die Lego-Spielgruppe hat da mal was zusammengebaut…

stARTcampry15 Man kennt das inzwischen von mir, zeitnah zu einem stARTcamp-Besuch gibt es einen Blogartikel darüber. Ich würde das gerne mal anders machen, bin nach dem Münchner stARTcamp dieses Jahr schon ein wenig abgewichen, indem es nur eine Fotogalerie gab.

Und dann habe ich – wenn ich mich nicht verzählt habe – auch noch ein kleines Jubiläum zu feiern: es scheint doch tatsächlich mein 10. stARTcamp gewesen zu sein, not too bad 🙂 … das spricht natürlich dafür alles beim Altbewährten zu belassen. Schauen wir mal, was das hier wird – im Moment sieht es so aus, als würde das mit dem ‚zeitnah‘ nicht ganz klappen 😉

RuhrYork mag ich irgendwie besonders. Es geht über zwei Tage, das macht die Anreise ‚lohnend‘, man hat einen gemeinsamen Abend zwischendrin, das erhöht den geselligen Anteil um ein Vielfaches, weil auf so einem Barcamp in den kleinen Pausen einfach zu wenig Zeit für vertiefte Gespräche bleibt. Gefühlt fange ich in München auf dem stARTcamp ein Gespräch an, führe es zwei Monate später in Dortmund weiter und kann es mit Glück im Herbst in Köln, Wien oder Basel beenden.

Ein weiterer Pluspunkt: die lassen sich hier in Dortmund, übrigens im echt geeigneten Dortmunder U, für den ersten Tag immer was ganz Besonderes, was neues, was anderes einfallen. Weil ich am Samstag erst angereist bin, habe ich einen kleinen Teil verpasst, was mich jetzt nicht davon abhalten wird, diesen Samstag über den grünen Klee zu loben und den zweiten Tag im klassischen Barcamp-Stil quasi zu überspringen.

Hineingeplatzt bin ich in eine Serie von Sessions, die sich alle um das Thema ‚Wie entsteht eine App?‘ drehte. Begonnen bei der Technik (die ich verpasst habe) über Inhalt- und Zielsetzung (mein Einstieg) bis hin zum Storytelling. Ich glaube ja, dass ich genau den Moment erwischt habe, wo es richtig spannend und unterhaltsam wurde 😉

Christian Henner-Fehr hat uns in zwei Gruppen eingeteilt, eine, die aus Sicht von Kulturinstitutionen Ziele und Vorstellungen an eine App formuliert, die andere sollte sammeln, was der Besucher/Anwender für Erwartungen an eine z.B. Museumsapp hat. Interessant ist nicht nur zu beobachten, was ein heterogenes Grüppchen an Menschen in einer knappen halben Stunde an Ideen zusammenstellen kann, sondern vor allem wie weit die Wünsche/Anforderungen an eine App zwischen den beiden Gruppen differieren. Leider haben wir es zeitlich nicht mehr geschafft den Prozess, wie diese unterschiedlichen Ergebnisse sich vereinen lassen, weiterzuverfolgen. Das scheint mir der wirklich spannende und bei weitem schwierigste Teil zu sein. Anyway, auch so ein erster Tag hat ein zeitliches Limit.

Das Thema Storytelling hat der Mann mit Hut, Mister Rabbithole stARTcampry15himself Frank Tentler in die Hand genommen. Im HMKV im Dortmunder U findet gerade eine Steampunk-Ausstellung statt ‚Das Mechanische Corps‘ – Auf den Spuren von Jules Verne. Frank hat von jeder Gruppe verlangt (ja, ich sach das jetzt mal so 😉 ), aus jeweils einem (vorgegebenen!) Exponat eine Geschichte zu entwickeln, zu überlegen, wie man sie App-fähig macht, ein darstellbares Szenario dazu zu entwickeln und das Ganze dann in einer Spielszene kurz aufführen. Ach ja, und natürlich soll es so animierend sein, dass die Zielgruppe „nackt ins Rabbithole springt“. Zeitlimit: 15 Minuten. Ha!

Es wird diskutiert
Es wird diskutiert
überlegt
überlegt
entwickelt
entwickelt
präsentiert
präsentiert

Erste Erkenntnis: geht alles. Zweite: Zeitdruck ist nicht unbedingt schlecht. Dritte: was sind wir doch für ein Haufen folgsame TeilnehmerInnen. Vierte: offene Menschen können sich einfach mal so in heterogenen Gruppen zusammenwürfeln und Fantastisches aus dem Hasenhut zaubern. Ganz großes Kino!

Das Stichwort: Kino. Wir kommen zu meinem persönlichen Highlight des stARTcamps RuhrYork 2015.

Zum Abschluss des Tages gab es eine echte Überraschung. Wir stARTcampry15 wurden ins Kino des Dortmunder U geladen und Ilias Ntais stellte uns den von ihm produzierten Film ‚Operatic‚ vor. In thematischen Episoden wird die ‚Opern-Band‘ The Cast vorgestellt, sechs (sehr sympatische) Opernsänger, die unterhaltsam, das Publikum einbindend, zum Klatschen, Mitsingen, Fotografieren, Twittern, Teilen auffordernd den Menschen Oper offenherzig näher bringen, (wieder) zugängig machen wollen.

Was mir an dem Film sehr gut gefällt, es werden nicht nur die Künstler von The Cast, ihre Motivation, ihre Musik, ihre Konzerte stARTcampry15 017vorgestellt, der Film wirkt an sich als, nennen wir es mal: Musikfilm. Wir haben nur einen größeren Ausschnitt des Films gesehen und ich bin aus der Vorstellung raus mit zwei Gedanken: ich möchte den ganzen Film sehen und ich muss unbedingt in ein Konzert von The Cast.

Dass es nach der Vorführung von ‚Operatic‘ dann noch eine Podiumsdiskussion (ein Novum bei einem stARTcamp, aber durchaus wiederholenswert) mit zwei der Künstler (Bryn und Campbell Vertesi) gab, kann man durchaus als Sahnehäubchen bezeichnen.

stARTcampry15
von links: Jasmin Vogel, Christian Spließ, Jelena Löckner, Christof Schreckenberg, Bryn Vertesi, Campbell Vertesi, Ilias Ntais

stARTcampry15 Die Abende, wie oben schon erwähnt, machen so eine  Reise besonders l(i)ebenswert, vor allem wenn, wie dieses Mal, ein großer Trupp gemeinsam im Biergarten endet und um einen herum eine Atmosphäre angeregter Gespräche herrscht.

stARTcampry15 Der Zweite Tag war ein klassisches Barcamp, wobei, man fragt sich wie es kommt, die dominierenden Hashtags bei der Vorstellungsrunde ‚Kaffee‘, ‚Schlafmangel‘ und ‚zu früh‘ waren 😉

Und weil so ein stARTcamp ohne Sponsoren nicht funktionieren würde hab ich mir von Rouven Kasten (Head of Organisation) das Bildchen geklaut und sage vielen Dank an die Organisatoren, Mexican Hat fürs Essen und Sponsoren

 

 

 

Neal Stephenson ‚Seveneves‘

SevenevesSeveneves ist ab sofort mein neuer Neal Stephenson Favorit und löst damit ‚Cryptonomicon‘ ab, das ich immer noch für ein absolut grandioses Werk halte. Die ersten beiden Bände der Barock-Trilogie konnten mich auch noch fesseln, bei Band drei bin ich ausgestiegen. Vielleicht werde ich in einem späteren Leben damit nochmal neu starten 😉 ‚Reamde‘, das bis dato letzte Werk des Autors ist sicher eines der spannensten seiner Bücher, die Thematik lag mir aber nicht so. ‚Anathem‘ fand ich unglaublich faszinierend und eine echte Herausforderung auf englisch zu lesen, bindet Stephenson hier doch noch eine neu erfundene Sprache mit ein.

SevenevesSeveneves hat mich von Beginn an für sich eingenommen. Das ist aber auch ein grandioser Plott, den Mond explodieren zu lassen und der Menschheit noch zwei Jahre Zeit zu lassen ihr Überleben in irgendeiner Form sicherzustellen. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf einem ‚Ausbau‘ der ehemaligen ISS zu einer neuen Weltraumheimat für ein relativ kleines Kontingent von 1500 Menschen. Über ca. 560 Seiten wird detailliert und – wie immer – hervorragend recherchiert, sowie wissenschaftlich einigermaßen realistisch, dieser Prozess geschildert. Dass letztlich die allzu menschliche Seite beinahe für ein Misslingen der Mission ‚Überleben‘ sorgt, ist … leider ziemlich glaubhaft.

Schnitt. 5000 Jahre später. 3 Milliarden Menschen leben inzwischen in der Weltraumwelt. Man will zurück zur Erde und diese neu kolonialisieren, aber auch hier haben damals tief unter der Erde und den Meeren Menschen überlebt …

Selten war ich so im Bann eines mit wissenschaftlichen Begriffen gespickten Buches, von denen ich vermutlich im Deutschen schon die Hälfte nicht verstehen würde, geschweige denn auf englisch. Das ist aber tatsächlich nicht so dramatisch, denn die Geschichte ist so spannend und faszinierend, dass ich das Buch kaum aus den Händen legen konnte.

Ein absolutes Muss für Neal Stephenson Fans und solche, die es unbedingt werden müssen :-), also Anhänger von wissenschaftlich fundierten Romanen und Science Fiction – obwohl ich mich ein wenig dagegen wehre Seveneves in letzteres Genre einzuordnen, weil die Fiktion gar nicht so weit weg zu sein scheint.

Meine Ausgabe:

Neal Stephenson
Seveneves
ISBN 978 0 06 239607 5
ca. 25.-€ , auch als e-book erhältlich

Auf die deutsche Ausgabe muss man leider noch ein wenig warten, sie soll im November 2015  bei Manhattan unter dem Titel ‚Amalthea‘ erscheinen.